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U25 DM Premiere beim Wiesbadener Pfingstturnier: Anna Lena Schaaf holt den Titel

Felix Vogg (SUI) siegt in der offenen Wertung der CCI4*-S

Es war ihr Wochenende: Anna-Lena Schaaf und ihre Langzeiterfolgspartnerin Fairytale gewinnen überlegen die erste Ausgabe der U25 Deutschen Meisterschaft in der Vielseitigkeit und belegen noch dazu Platz 5 in der offenen Wertung der CCI4*-S. Silber gewinnt Calvin Böckmann und die Bronzemedaille geht an Brandon Schäfer-Gehrau. Die schnellste Runde im selektiven Geländeritt drehte der spätere Sieger Felix Vogg (SUI) mit seinem potenziellen Olympiapartner Dao de l’Ocean. Bester Deutscher in der CCI4*-S wurde am Ende des Tages Michael Jung mit Kilcandra Ocean Power.

Bei der Pressekonferenz im Anschluss an ihren Siegesritt im Schlosspark zeigte sich die frisch gebackene Deutsche Meisterin Anna Lena Schaaf überglücklich über die Leistung von ihr und insbesondere ihrer Sportpartnerin Fairytale (Züchter und Besitzer ist Lenis Großvater Gerd Neukäter): ,,Da wir als letztes Paar auf die Strecke gegangen sind hat man schon gemerkt, dass der weiche Boden an ihren Kräften gezerrt hat und sie kämpfen musste. Sie ist eher warmblütig und vom Typ her nicht ganz so leicht wie die anderen Pferde hier. An zwei Sprüngen passte die Distanz nicht ganz, aber da hat sie die Aufgabe super erkannt und mir geholfen.” Dass die 22-jährige und ihre mittlerweile 17-jährige Stute sich in und auswendig kennen und sich bedingungslos vertrauen sah man nicht nur während der Prüfungen: Seelenruhig zupfte Fairytale während der Siegerehrung einige Grashalme vom heiligen Schlossparkrasen und stand während der Meisterehrung wie eine Eins und wartete in aller Ruhe auf ihre Reiterin. ,,Mit dem Wochenende bin ich super zufrieden, auch wenn es nicht der perfekte Geländeritt war. Ich wollte es lieber etwas ruhiger und sicherer angehen lassen und dafür die U25 Tour sicher nach Hause reiten.” Das schaffte sie ohne Probleme und hatte trotz 20,4 Zeitstrafpunkten im Gelände noch über sieben Punkte Vorsprung auf den Silbermedaillengewinner Calvin Böckmann.

Dieser startete mit seiner 14-jährigen Selle Français Stute Altair de la Cense erstmals in diesem Jahr wieder auf 4*-Niveau: ,,Wir haben Ali seit Anfang des Jahres wieder langsam über kleinere Prüfungen aufgebaut und Wiesbaden war seit längerem wieder das erste größere Turnier für sie. Ich war im letzten Jahr schon hier mit ihr am Start und wusste, dass sie ein grundschnelles Pferd ist.” Die zweitschnellste Geländerunde ließ ihn nach drei Abwürfen im Parcours wieder um 16 Plätze im Leaderboard nach oben auf Platz 8 im Gesamtklassement und bis auf den Silberrang in der DM-Wertung klettern.

Auch der Bronzemedaillengewinner Brandon Schäfer-Gehrau (Fräulein Frieda/ -53,0) ist wie die beiden Erstplatzierten Mitglied der Perspektivgruppe und der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Alle drei repräsentieren ihre Zugehörigkeit zur Luftwaffe der Bundeswehr durch die unverkennbaren dunkelblauen Uniformen und trainieren mit ihren Pferden in Warendorf. Von der Bundeswehr bekommen die Sportsoldaten ein festes Gehalt gezahlt und können sich so die meiste Zeit voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Jährlich gibt es jedoch auch Lehrgänge bei denen sie militärisch aus- und weitergebildet werden. Aktuell tragen alle drei den Dienstrang des Unteroffiziers. Alle 12 Monate wird von einem Ausschuss geprüft, wie sich die sportlichen Leistungen der Sportsoldaten entwickeln und ob sie weiterhin gefördert werden können. Dabei wird eine Zugehörigkeit zum Bundeskader als Wunschziel angegeben. Auch U25 Bundestrainerin Julia Krajewski unterstreicht, dass die ersten fünf platzierten der U25 DM hauptsächlich in Warendorf trainieren: ,,Hier sieht man einfach, dass man dort regelmäßig unter sehr guten Bedingungen trainieren kann und das zahlt sich am Ende dann hier aus. Auch konnte man in Wiesbaden sehen wer schonmal hier war, und dass es auf dem Niveau einfach 3-5 Jahre braucht, um sich zu etablieren.”

Brandon sieht die U25 DM – die es übrigens bald wie bei den Dressurreitern auch als EM geben könnte – als wertvollen Schritt für viele Nachwuchsreiter: ,,Ich finde die Idee und die Umsetzung sehr gut, denn der Schritt vom Jungen Reiter Lager zu den Senioren ist noch einmal immens und es ist gut und motivierend, dass es nun diesen Zwischenschritt gibt und dass wir U25 Reiter mit der DM nun auch nochmal ein großes Ziel haben, auf das wir uns gezielt vorbereiten können.”

Felix Vogg siegt in der offenen Wertung der CCI4*-S

In die Bestzeit ritt von den insgesamt gestarteten 28 Paaren übrigens niemand ansatzweise. Am schnellsten war der Sieger der Prüfung Felix Vogg mit Dao de l’Ocean mit 6,8 Zeitstrafpunkten (17 Sekunden oberhalb der erlaubten Bestzeit). Er konnte sich Dank der schnellen Runde im Gelände von Platz 4 nach dem Springen auf den ersten Platz verbessern. Und das bei seinem ersten Start in Wiesbaden überhaupt: ,,Ich war vor einigen Jahren mal mit Michi Jung zum Helfen hier. Damals habe ich meine Ausbildung bei ihm abgeschlossen und bin bei ihm im Stall geritten. Aber ehrlich gesagt konnte ich mich gar nicht mehr an so viel außer der Party erinnern.” Sein vierbeiniger Siegespartner ist Felix’ potenzielles Pferd für die Olympischen Spiele in Paris: ,,Weil wir in diesem Jahr unseren Fokus hauptsächlich auf Paris legen, bin ich eigentlich gar nicht so schnell geritten. Kurz vor dem Stadion habe ich dann mal auf meine Uhr geschaut und war überrascht wie schnell wir eigentlich waren. Da habe ich dann im Stadion doch nochmal etwas Gas gegeben. Er kommt vor den Sprüngen unheimlich gut von selbst zurück und ist sehr rittig, was uns hoffentlich auch in Paris zugute kommt.” Doch trotz des großen Erfolges in Wiesbaden müssen die beiden vor dem großen Ziel Ende Juli noch einmal an den Start gehen: ,,Das Turnier hier in Wiesbaden zählt für uns in der Schweiz leider nicht als Quali-Turnier, daher müssen wir vorher noch einmal starten. Aber gerade wegen der besonderen Atmosphäre in der Dressur und im Springen und den vielen Zuschauern im Gelände habe ich das Turnier bewusst gewählt, um ihn an ein Turnier mit Championatscharakter zu gewöhnen.”

Hinter dem am Bodensee lebenden Felix Vogg landete der Neuseeländer Tim Price mit Coup de Cœur Dudevin mit -39,0 Punkten und der drittschnellsten Geländerunde des Tages auf Rang 2. Bester Deutscher in der Prüfung war nach einem interessanten Geländeritt Michael Jung mit seinem zweiten Olympiakaderpferd Kilcandra Ocean Power (Züchter: Vincent Cousins; Besitzer: Familie Jung) auf Rang 3 (-39,2). Auf etwa halber Strecke musste ,,Michi” eine ungeplante Pause einlegen, da sich ein Gabelstapler auf einem Querungsweg im für die Pferde aufgetragenen Sand festgefahren hatte. Jedoch war das Team des Wiesbadener Pfingstturniers schnell zur Stelle und barg den festgefahrenen Querulanten mithilfe von zwei Radladern, sodass Michael Jung seinen Ritt nach ca. drei Minuten Zwangspause fortsetzen konnte. Schnell und mit viel Übersicht beendete der erfahrene Reitmeister seinen Ritt im Schlosspark und musste lediglich 10,4 Strafpunkte zu seinem Dressurergebnis von -28,8 Punkten hinzuaddieren.

Von den ursprünglich 34 Starterpaaren konnten schlussendlich 19 Paare die Prüfung im Biebricher Schlosspark beenden. Sowohl der Springparcours am Freitag nachmittag, als auch der von Bernd Backhaus und Michael Gola designte 3325 Meter lange Geländekurs mit 25 Hindernissen stellte sich als recht selektiv heraus. In den Tagen vor der Prüfung hatte es immer wieder geregnet, sodass der Boden im Park doch an einigen Stellen deutlich aufgeweicht war. Insbesondere die anspruchsvolle Eckenkombination 11a + b sowie die beiden Kombinationen im Stadion hatten es in sich und einige Reiter mussten dort Unterbrechungen bzw. Missed Flags hinnehmen.

Ehrung für Rüdiger Schwarz und eine Überraschung für Libussa Lübbeke

Bei der feierlichen Siegerehrung im Anschluss an die Geländeprüfung kam es noch zu einigen besonderen Ehrungen: Zunächst wurde Rüdiger Schwarz, langjähriger Course Designer der Wiesbadener Vielseitigkeit mit einer Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Von nun an wird Bernd Backhaus die Geschicke von ihm im Schlosspark übernehmen und Rüdiger Schwarz kann es nach etlichen Jahren im Einsatz für den Vielseitigkeitssport etwas ruhiger angehen lassen. Als die Ehrenrunde der CCI4*-Prüfung abgeschlossen war, ritten die Medaillenträger und die Vierplatzierte der U25 DM zur Meisterehrung ein. Just in dem Moment kam es jedoch zu einem regelrechten Wolkenbruch, sodass die meisten Zuschauer unter Schirmen oder in den zahlreichen Zelten verschwanden. Neben den drei Medaillenträgern Schaaf, Böckmann und Schäfer-Gehrau war auch die Viertplatzierte Libussa Lübbeke zur Ehrung gebeten worden. Normalerweise wird der vierte Platz eher als undankbar angesehen, hat man doch das heiß begehrte Treppchen knapp verpasst. Doch Libussa konnte sich trotz des kurzen Starkregens über eine ganz besondere Auszeichnung freuen: Zu ihrer Überraschung wurde ihr im Rahmen der Meisterehrung das Goldene Reitabzeichen für ihre herausragenden sportlichen Leistungen mit ihren beiden Sportpartnern Caramia und Darcy F verliehen. Zahlreiche Freunde, Familienmitglieder und Reiterkollegen waren dabei, um diese ganz besondere Auszeichnung mit der erst 23-jährigen Reiterin gebührend zu feiern.

Endergebnis CCI4*-S

Endergebnis U25 Förderpreis

Fotogalerie Gelände von Lutz Kaiser – Datenreiter

Bundestrainer Peter Thomsen über die U25 DM Premiere in Wiesbaden

Wassermassen erschweren die Bedingungen beim internationalen Vielseitigkeitsturnier in Orp Le Grand (BEL)