Langsam, aber sicher füllt sich der Terminkalender. Zu den Veranstaltungen von Profis für Profis kommen allmählich auch wieder Turniere für jedermann. FN-aktuell sprach mit den Organisatoren der Turniere in Vornholz, Westerstede und Steinberg über ihre Erfahrungen mit Turnieren in Corona-Zeiten, über Ablauf und Einhaltung der Regeln, Mehraufwand, Kosten und ihr Fazit.
Markus Scharmann ist nicht nur Leiter des Bundesstützpunktes Reiten in Warendorf. Ehrenamtlich engagiert sich der Pferdewirtschaftsmeister und Diplom-Trainer auch als Vorsitzender des RV Vornholz auch als Turnierleiter. In Vornholz fand Anfang Juni an drei Tagen das Sommerturnier statt, mit einem reinen Dressurtag am Donnerstag und zwei Tagen mit Springprüfungen am Samstag und Sonntag, am Freitag war Pause.
Markus Scharmanns Bilanz:
Ablauf und Einhaltung der Regeln: „Es hat alles gut geklappt. Die Reiter haben sich an alle Regeln gehalten, die wir Corona bedingt vorgeben mussten. Irgendwie wirkte das Turnier entschleunigt. Es hatte sogar ein paar Längen, was es aber auch entspannter für Reiter und Pferde machte. Das Ordnungsamt ist jeden Tag einmal vorbeigefahren, hat freundlich gewunken und wir haben zurückgewunken. Die haben auch gesehen, dass alles läuft. Es war überhaupt eine sehr gute Zusammenarbeit.“
Mehraufwand: „Jetzt im Nachhinein betrachtet war es sogar weniger Aufwand als bei einem normalen Turnier. Klar im Vorfeld hatten wir Mehrarbeit, zum Beispiel durch die Absprachen mit den Behörden und das Erstellen des Hygieneplans. Aber unterm Strich waren es sogar weniger Helfer, weil zum Beispiel die Kuchentheke und die Pommesbude nicht besetzt werden mussten.“
Kosten: „Am Ende des Tages sind wir mit etwas Plus rausgegangen. Wenn ich alles nur auf den Sport reduziere, können die Nenn-, Preisgelder und Gebühren genau kalkuliert werden. Wir haben uns dabei an unserem Late-Entry-Turnier orientiert, also doppelt Nenngebühren und halbe Preisgelder, und dieser Plan ist aufgegangen.“
Fazit: „Wir haben sehr viele gute Rückmeldungen bekommen und auch Dank für die Organisation. Daran, dass der gesellschaftliche Teil hat gefehlt hat, hat man natürlich gemerkt, dass es kein ‚normales‘ Turnier ist. Insgesamt hatten wir aber den Eindruck, dass alle – trotz des Abstands – mehr zusammengerückt sind. Es war mehr ein „Wir“ als sonst, nicht der Veranstalter auf der einen und die Reiter auf der anderen Seite. Das Ganze war mehr von einem gegenseitigen Verständnis und mehr Wertschätzung geprägt.“
Uwe Meyer ist Vorsitzender des Ammerländer Reitclubs, der im vergangenen Jahr als Ausrichter der Europameisterschaften der ländlichen Reiter von sich reden machte. Im Juni haben er und sein Team in Westerstede das erste internationale Vielseitigkeitsturnier in Corona-Zeiten veranstaltet. Fünf Tage lang – von Dienstag bis Sonntag – bot der Ammerländer Reitclub wurden den Reitern mehrere Prüfungen – von der internationalen Drei-Sterne-Kurzprüfung (CCI3*-S) bis zur Vielseitigkeitsprüfung Klasse A mit rund 200 Pferden in vier Abteilungen – angeboten.
Uwe Meyers Bilanz:
Einhaltung der Regeln: „Wir als Veranstalter haben uns an die Vorgaben gehalten, die uns der Landkreis gemacht haben. Wir hatten zusätzliches Personal, das auf die Abstände hingewiesen hat, falls diese doch mal zu klein waren. Im Vorfeld hat außerdem jeder Reiter einen Zettel mit dem Hygienekonzept erhalten. Sowohl die Reiter als du die Pfleger haben wirklich alle Vorgaben und Regeln eingehalten.“
Mehraufwand: „Verglichen mit einem normalen Turnier hatten wir schon einen Mehraufwand. Allein schon durch die Security am Einlass. Außerdem mussten wir das Turnier aufgrund einer Ausschreibungsänderung um zwei Tage verlängern. Das hat natürlich dazu geführt, dass wir die Helfer und Richter auch zwei Tage länger vor Ort brauchten. Die Beantragung der Genehmigung selbst ging sehr flott. Wir hatten beim Landkreis gute Ansprechpartner, die uns schnell geholfen und geantwortet haben.“
Kosten: „Die Sponsoren haben sich natürlich ein bisschen zurückgehalten. Aber wir hatten einen wichtigen Partner, der seiner Zusage nachgekommen ist und uns gut sowie deutlich unterstützt hat. Im Vergleich zu den anderen Jahren hat uns aber natürlich etwas gefehlt. Das haben wir mit einer kleiner Corona-Gebühr und der Halbierung der Preisgelder bei den internationalen Prüfungen kompensiert. Die Reiter haben dafür viel Verständnis gezeigt, machen haben es sogar von sich selbst aus angeboten.“
Gesamtfazit: „Alles hat super gepasst – die Teilnehmerzahl und das Wetter haben gestimmt. Als erster Veranstalter eines Vielseitigkeitsturnieres war die gesamte deutsche Elite da, das hat uns natürlich gefreut. Die Reiter waren alle happy und dankbar, dass sie wieder starten konnten. Der Aufwand hat sich allein für den Sport gelohnt. Die Wertschätzung war groß. Diese tolle Resonanz war schön, weil wir als Veranstalter doch unter Druck standen. Am Ende haben die Reiter Westerstede als Veranstaltungsort kennengelernt, wo die Möglichkeiten und Gegebenheiten für internationale Prüfungen gut gegeben sind.“
Marc Boedicker ist Sportwart des Reitclub Steinberg und Betreiber des Reitsportzentrums Boedicker, auf dessen Anlage am zweiten Juni-Wochenende das Sommerturnier des RC Steinberg stattgefunden hat. Eigentlich als Veranstaltung über vier Tage konzipiert, war das Turnier auf Amateur-und Nachwuchsprüfungen ausgelegt und auf zwei Tage reduziert: von der Führzügelklasse über die E-Dressur bis zur Kandaren L und im Springen vom Springreiterwettbewerb bis zum M*-Springen.
Marc Boedickers Bilanz:
Mehraufwand: „Eigentlich war der Mehraufwand gar nicht so groß. Stressig war für uns eher die kurze Vorbereitungszeit, weil wir bis kurz vor der Veranstaltung auf die Lockerungen in NRW warten mussten. Natürlich haben die Hygienemaßnahmen etwas Mehraufwand mit sich gebracht, wie Desinfektionsmittel an wichtigen Stellen und Wegweiser. Der größte Punkt war es, an jedem der Eingänge Helfer zu positionieren, die den Zugang zum Gelände überwachen. Dafür wurden noch einige Väter eingespannt. Wir haben einfach einen tollen Verein, der das mit getragen hat.“
Kosten:“ Wir haben keine zusätzlichen Gebühren von den Reitern genommen, sondern nur die üblichen Nenngelder. Wir hatten viele Nennungen, alle Prüfungen waren voll. Außerdem haben wir viele Spenden von umliegenden Reitvereinen bekommen. Deshalb hat die Veranstaltung für uns keinen Verlust mit sich gebracht.“
Gesamtfazit: Die Stimmung war grundsätzlich sehr gut, wir haben nur positives Feedback bekommen. Alle Reiter haben sich an die Regeln gehalten und haben immer wieder betont, dass sie froh sind, wieder reiten zu können.“
Text: FN/Hb/lau/Nico Nadig