Während vier der insgesamt 10 internationalen Prüfungen bereits am Samstag entschieden wurden, fanden am abschließenden Sonntag noch fünf Springprüfungen und eine Geländeprüfung auf dem Turnier unter der Leitung des internationalen Course Designers Marcin Konarski statt. Aus deutscher Sicht besonders erfreulich: Linn Klümper und Candyman siegten in der CCIOY3*-L und Michael Jung gewinnt mit Palm Beach die CCI3*-S.
Zwar keinen Sieg, aber mit Sicherheit einen der bisher größten Erfolge in ihrer Karriere konnte Maj-Jonna Ziebell mit der 11-jährigen Chiquita in der CCI4*-L feiern (Besitzer: Andreas Baumann, Andreas Dibowski, Susanne Nazemi Hosseini, Franziska Sluyterman von Langerweyde, Cornelia von Bloh und Ulrike von Borstel-Ziebell). In der höchsten Prüfung des Turnieres platzierte sich das Paar mit -51,3 Punkten auf dem 5. Platz von insgesamt 17 Starterpaaren. Somit haben auch diese beiden ihre formale Olympia-Qualifikation beim zweiten Start in einer CCI4*-L in der Tasche. Aus der Dressur starteten sie mit -36,5 Punkten und fügten diesem Ergebnis im Gelände weitere 14,4 Strafpunkte für Zeitüberschreitung hinzu. Im Springen blieben alle Stangen liegen, lediglich eine Sekunde zu spät überquerten sie die Ziellinie und sammelten somit noch einmal 0,4 Strafpunkte aus dem Parcours. In dieser Prüfung siegte der für Schweden startende Christoffer Forsberg mit dem 15-jährigen Trakehner Hippo’s Sapporo aus der Zucht des Gestüts Hellerholz.
Richtig rund lief es für die in Deutschland beheimatete Schwedin Sara Algotsson-Ostholt mit ihrem Europameisterschaftspferd Dynamite Jack (Züchter: Josef Auge; Besitzer: Frank Ostholt und Elke Vietor) in der CCI4*-S. Die beiden konnten die Prüfung mit einer von nur zwei Nullrunden in der erlaubten Zeit im Gelände überzeugend mit -33,9 Punkten gewinnen. Beste Deutsche in der 4*-Kurzprüfung war Katharina Meyer (vormals Tietz) mit ihrem bewährten selbstgezogenen Canstakko-Sohn Aspen T. Nach eine Babypause der Reiterin hatten die beiden einen Großteil der Saison ausgesetzt und griffen erstmals in Langenhagen in der CCI2*-S wieder ins internationale Geschehen ein. Nachdem dies ohne Probleme klappte, gingen sie in Strzegom direkt wieder in einer schwierigeren Prüfung an den Start und wurden prompt mit dem dritten Platz belohnt. Nach der Dressur mit -39,3 Punkten sah es noch nicht unbedingt nach einer vorderen Platzierung aus, jedoch konnten sie mit der drittschnellsten Geländerunde im Starterfeld 19 Plätze gut machen und rangierten vor dem abschließenden Springen auf dem fünften Platz. Eine von nur sieben Nullrunden im Parcours brachte die beiden mit einem Endergebnis -40,9 Punkten noch auf einen Platz auf dem Treppchen.
Weitere platzierte deutsche Teilnehmer: 8. Cord Mysegaes mit Dekorateurin Baumeister (-51,8); 9. Katharina Meyer mit Chapeau Claque (-52,5).
Michael Jung und fischerWild Wave mussten im Gelände 20 Strafpunkte in Kauf nehmen und rutschten dadurch vom zweiten Platz nach der Dressur nach hinten. Ebenfalls nicht optimal lief es für die Dressursiegerin Anna Lena Schaaf mit ihrer Lagona OLD. Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen internationalen Karriere konnten die beiden eine Geländeprüfung nicht beenden. Nach einer Verweigerung gaben die beiden auf und verzichteten auf eine Fortsetzung des Geländerittes. Auch Antonia Baumgart erwischte kein gutes Wochenende: In der CCI2*-S lag sie mit ihrem Nachwuchspferd Juna R nach der Dressur ganz vorne, stürzte jedoch im Gelände und zog danach ihren Lamango vor dem Gelände der CCI4*-S Prüfung zurück.
Neben der CCI4*-S konnte Sara Algotsson-Ostholt auch in der CCI3*-L den Sieg mit nach Hause nehmen. Sie ritt hier ihre Ex-Bundeschampioness Dinathia vom Pferdezuchtverband Hannover (Züchter: Werner Kaiser; Besitzerin: Reiterin und Chevau AB). Für die erst 7-jährige Stute, deren Wege in diesem Jahr offensichtlich anders als 2022 nicht nach Le Lion D’Angers führen sollen, war es die erste CCI3*-L Prüfung, die sie sogleich mit -30,3 Punkten gewinnen konnten. Das gleiche Endergebnis erritt auch der Zweitplatzierte Jan Matthias mit der 8-jährigen Peppermint Patty FRH (Züchter: Dietrich Meyer; Besitzerin: Britta Züngel). Allerdings war das deutsche Paar im Gelände etwas langsamer und musste der Schwedin den Vortritt lassen. Für die Hannoveranerstute war es ebenfalls die erste lange 3*-Prüfung. Nach der Dressur hatte die Fuchsstute mit -27,5 Punkten noch an der Spitze des Starterfeldes gelegen, doch trotz einer Nullrunde im abschließenden Springen ließen sie sieben Sekunden Zeitüberschreitung im Gelände jedoch die Führung verlieren. Der ebenfalls 8-jährige Avatar (Züchter: Ulrich Laege) erreichte unter seinem Reiter und Besitzer Jérôme Robiné den dritten Platz in der Prüfung. -27,7 lautete das Ergebnis im Dressurviereck und auch im Gelände fügte das Paar aus Warendorf keine Punkte hinzu und ritt in die Bestzeit. Ein Abwurf im Parcours verhinderte jedoch den ansonsten möglichen Sieg in der Prüfung. Der Holsteiner machte insbesondere in diesem und auch im letzten Jahr vermehrt auf sich aufmerksam, denn bisher beendete er noch keine internationale Dressurprüfung mit weniger als 70% und konnte bei insgesamt 12 internationalen Starts bereits acht mal unter den Top 5 beenden.
Den vierten Platz belegte Nicolai Aldinger mit der 10-jährigen Power Supreme (Züchter: Bryan Maguire; Besitzerin: Jutta Spethmann). Sie konnten als einziges der 18 Starterpaare die Prüfung mit dem Dressurergebnis beenden. Auf dem Viereck erhielten sie -32,5 Punkte. Die Irish Sport Horse Stute war bereits mehrfach auf 4*-Niveau erfolgreich unterwegs und konnte beispielsweise im vergangenen Herbst in Strzegom bereits Fünfte in der CCI4*-S werden. Jedoch war sie bisher noch nie in einer langen 3*-Prüfung am Start und erzielte nun in Strzegom ihre bisher beste internationale Platzierung. Der fünfte Platz ging an Sven Lux mit der 7-jährigen Fuchsstute Kallista (Züchter und Besitzer: Marc Rigouts). Die vorher unter niederländischer Flagge startende Stute ging in Strzegom erst ihre dritte Prüfung unter Sven Lux und konnte sich mit -32,7 gleich zum dritten Mal mit ihm platzieren. Lediglich im Gelände waren sie vier Sekunden zu langsam gewesen. An sechster Stelle platziert sich Alina Dibowski, die mit der Vollblutstute Little Princess ihr Dressurergebnis von -35,8 ins Ziel brachte.
Die CCI3*-L Prüfung extra ausgeschrieben für Junge Reiter war fest in deutscher Hand. Ein Wettkampf im Team kam leider nicht zu Stande, da ausschließlich Deutschland eine Mannschaft stellte. Deutschland schickte insgesamt sechs Nachwuchsreiterinnen und Nachwuchsreiter in die damit eher dünn besetzte Prüfung. Beste Reiterin war am Ende die erst 19-jährige Linn Klümper mit ihrem 12-jährigen Westfalen Candyman (Züchter: Heinz Böckenholt; Besitzerin: Kerstin Klümper). Sie siegte beinahe mit ihrem Dressurergebnis und musste den -30,4 Punkten aus dem Dressurergebnis lediglich 0,4 Punkte für eine Sekunde Zeitüberschreitung hinzuaddieren. Damit kann sich die aus Velen in Westfalen stammende Nachwuchsreiterin über ihren ersten internationalen Sieg freuen. Vor gerade einmal zwei Jahren ging sie überhaupt erstmals international in der Vielseitigkeit an den Start, alle Erfolge konnte sie bis heute mit Candyman erzielen. Zweite wurde Emma Wiedenhöft vom PSV Hannover mit Naughty Girl (Züchter: Klaus Kropp; Besitzerin: Isabell Köllmer) mit -34,2 Punkten. Die 13-jährige Stute wurde von ihrer Besitzerin Isabell Köllmer in den internationalen Sport gebracht und bis 3* vorgestellt, danach ritt Anna Siemer sie für etwa ein Jahr erfolgreich bis 4*. Erst seit Anfang des Jahres sitzt die 20-jährige Emma im Sattel der Hannoveranerstute. Den dritten Platz belegte Amelie Reisacher aus dem Süden Deutschlands mit dem 11-jährigen Holsteiner Quintus (Züchter: Bodo Zumbruch; Besitzerin: Henrike Reisacher). Ihr Endergebnis betrug -40,4 Punkte. Dies bedeutete für die beiden bereits die fünfte 3*-Platzierung in Folge in dieser Saison und die bisher beste 3*-Platzierung für die 21-jährige Nachwuchsreiterin.
Einen Start-Ziel-Sieg feiern konnte Michael Jung in der CCI3*-S mit seinem noch recht neuen Pferd Palm Beach (Züchterin: Tanja Schramm; Besitzerin: Christa Lindenberger). Ihr Ergebnis betrug -30,1 Punkte und sie mussten ihrem Dressurergebnis lediglich vier Strafpunkte für einen Abwurf hinzufügen. Für die beiden war es erst der dritte gemeinsame Start und der erste in einer CCI3*-S. Jedoch konnte Michi mit Palm Beach alle diese drei Prüfungen bereits gewinnen. Zum ersten Mal waren sie vor genau einem Monat ebenfalls in Strzegom in einer CCI2*-S siegreich, nur 14 Tage später gewannen sie die CCI2*-S in Lignières (FRA) und weitere 14 Tage später siegten sie in ihrer ersten gemeinsamen CCI3*-S. Zweite wurde Julia Krajewski mit Ero de Cantraie aus dem Besitz von Professor Heicke. Sie konnten ihr Dressurergebnis von -30,1 über die ganze Prüfung bis zum Ende halten. Mit diesem Auftritt konnten die beiden zeigen, dass sie nach ihrem Sturz im Wasser der CCI4*-L im britischen Blenheim vor genau vier Wochen wieder fit und bereit für größere Aufgaben sind.
Der vierte Platz ging ebenfalls nach Deutschland und zwar an Sven Lux mit dem in Polen gezogenen 7-jährigen Dzoker (Besitzer: Artur Rodz). Der braune Wallach war erst Anfang diesen Jahres erstmals international vorgestellt worden und konnte sich nun bei seiner Premiere auf 3*-Niveau direkt unter den Top 5 platzieren. Seine dritte Platzierung beim dritten internationalen Start in 2023 holte Philipp Riedesel mit dem 10-jährigen Mecklenburger D’Accord (Züchter: Tempelberg GbR; Besitzer: Valerie & Philipp Riedesel). Sie konnten sich in der CCI3*-S an Fünfter Stelle platzieren. Hervorzuheben ist, dass der D’Olympic-Sohn bei bisher keinem seiner zehn internationalen Starts ein Hindernisfehler im Gelände unterlaufen ist.
Weitere platzierte deutsche Teilnehmer: 6. Jan Matthias mit D’Accord; 7. Katharina Kopp mit Replay; 10. Ben Leuwer mit Balou’s Mascot M
Neben dem dritten Platz in der CCIOY3*-L konnte Amelie Reisacher diesen Platz ebenfalls in der CCI1*-Intro belegen. Hier ritt sie den in ihrem Besitz stehenden 10-jährigen Tissot und beendete mit -31,8 Strafpunkten.