Nach einem spannenden, sonnigen und aufregenden Geländetag bei den Olympischen Spielen konnten Michael Jung mit Chipmunk FRH dank einer Bilderbuchrunde die bis dato Führende Laura Collett (GBR) mit London 52 auf den zweiten Platz verweisen und führt mit einem momentanen Rekordergebnis von -17,8 Punkten. Er hat im Finale im Parcours die Möglichkeit als erster Reiter die dritte Einzel-Goldmedaille bei der olympischen Spielen in der Vielseitigkeit zu gewinnen.
Auch wenn fast jeder Zuschauer am heutigen Tag seine Landsmänner und -frauen im Fokus hatte und ausgiebig anfeuerte, so waren sich alle doch in einem Punkt einig: Der olympische Geländetag in Versailles war sowohl von der Kulisse als auch von der Atmosphäre her absolut einzigartig und allerbeste Werbung für den Buschsport. Der Course Designer Pierre Le Goupil schaffte es, dass die allermeisten Paare sicher nach Hause reiten konnten, und dass fast ausschließlich gute Bilder entstanden. Fünf Paare schieden aus, von ihnen zwei wegen eines Sturzes, Kevin McNab (AUS) gab im letzten Drittel der Strecke auf als Don Quidam plötzlich ungewöhnlich galoppierte. Sein Gefühl trügte den 46-jährigen nicht, denn der 16-jährige KWPN Wallach zog sich eine Gewebeverletzung am Bein zu die in einer Tierklinik umgehend versorgt wurde und nach ersten Einschätzungen gut verheilen wird. Auf der anderen Seite schafften es 10 der 63 gestarteten Paare ohne Zeitfehler den 5149 Meter langen Kurs innerhalb der Bestzeit von 9:02 Minuten zu absolvieren.
Julia Krajewski und Nickel eröffneten mit ihrem Ritt den olympischen Geländetag und machten dies mit Bravur. Zum zweiten Mal nach den Olympischen Spielen in Tokyo ritt Julia als Pathfinderin für das deutsche Team bei einem Championat eine tolle Runde ins Ziel. Diese Entscheidung war sicher wertvoll für das Team, in Paris hat sie bzw. Nickel noch keinen falschen Tritt gemacht. Wie am Schnürchen gezogen, vielleicht zu Beginn der Strecke noch ein klein wenig zurückhaltender als am Ende, beendeten sie den Kurs mit nur 4,8 Zeitstrafpunkten. Mit -31,7 Punkten liegen die beiden nun, genau wie nach der Dressur übrigens, auf Rang 14 des Starterfeldes.
Christoph Wahler und sein Carjatan S waren die Pechvögel des Tages im Gelände von Paris: Nach einer tollen ersten Hälfte im Geländekurs schätzte Carjatan S die vordere Kante des halb im Schatten liegenden offenen Grabens nach dem Tiefsprung 16a im Wald falsch ein. Christoph konnte den Stolperer nicht aussitzen und kam aus dem Sattel. Nach einem lehrbuchhaften Abrollen von Seiten Christophs landeten beide auf ihren Füßen und verließen die Geländestrecke gemeinsam im Schritt zu Fuß. Durch den Sturz wird das Team nun mit zusätzlichen 200 Strafpunkten belastet. Dennoch ist das Team nicht im eigentlichen Sinne geplatzt, denn sofern Christoph und Carjatan S fit sein sollten und den Vet Check bestünden, dann dürften die beiden auch noch im Teamspringen an den Start gehen und hoffetntlich einen versöhnlichen Abschluss des Turniers finden. Sollte es bei Reiter oder Pferd medizinische Bedenken geben, dann könnte rein theoretisch gegen weitere 20 Strafpunkte der Reservist Calvin Böckmann mit The Phantom of The Opera für das Springen noch eingewechselt werden.
Eine Demonstration seines Könnens präsentierte Michi Jung bei seinem Geländeritt im Park von Versailles mit dem 16-jährigen Chipmunk FRH. Nachdem die nach der Dressur Führende Laura Collett mit London 52 zwei Sekunden Zeitüberschreitung hinnehmen musste, fiel sie wenige Punkte hinter den bis dato Zweitplatzierten Jung zurück. Laura berichtete am Abend, dass ihr Pferd auf etwa halber Strecke ein Eisen verloren hatte, sodass sie in den Komplexen und in den Kurven etwas vorsichtiger reiten musste. Michi Jung nutzte die Gelegenheit und demonstrierte sein ganzes Können sowie seine Partnerschaft zu Chipmunk in einer stilistisch einwandfreien Runde mit ganz viel Übersicht und ohne jegliche Unsicherheiten. Beim Zuschauen wirkten die beiden gar so als seien sie eher ruhig unterwegs, aber der Schein trübte, denn Michi hatte die Zeit zu jeder Sekunde im Blick und konnte sogar zum letzten Sprung schon aufnehmen und kam immer noch locker innerhalb der Bestzeit ins Ziel. So gehen die beiden morgen als Einzel-Führende in die erste der zwei Springrunden und könnten nach dem Platzen der Mannschaft noch für eine Einzelmedaille sorgen.
Auch wenn das Team Germany durch den unglücklichen Sturz von Christoph Wahler auf Platz 14 nach dem Gelände zurückfiel, war der Geländetag in Versailles große Werbung für unseren geliebten Sport. Vor traumhafter Kulisse gaben die allermeisten Paare eine tolle Figur auf dem Championatskurs ab. Die französischen Fans sowie die Atmosphäre war einmalig und wird vielen Besuchern für immer in Erinnerung bleiben.
Julia und Nickels Ritt als Pathfinderin auf der noch gänzlich unbekannten Strecke, Christoph und Carjatans erste Streckenhälfte bis zum verhängnisvollen Moment und Michis und Chipmunks überlegene Runde die aussah wie ein Stilgeländeritt waren Highlights für alle deutschen Fans und eine Demonstration des hohen Niveaus auf dem in Deutschland in der Vielseitigkeit aktuell geritten wird.
Großbritannien (-82,5) liegt vor dem Springen vor Frankreich (-87,2) und Japan (-63,8) auf Goldkurs.
Am Montag geht es um 8:00 Uhr mit der zweiten Verfassungsprüfung weiter, bevor das Teamspringen um 11:00 Uhr beginnt. Die nach dem Teamspringen besten 25 Platzierten der Einzelwertung reiten dann ab 15 Uhr um die Einzelmedaillen
Wir drücken alle Daumen!
Zwischenergebnisse Einzel- und Teamwertung nach der Geländeprüfung