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Im Hier und Jetzt sein – so klappt’s!

Im Alltag sind wir überflutet von Reizen. Der Kopf ist voll mit Gedanken, To Do-Listen und Terminen. Das macht es schwer, sich voll und ganz nur auf eine Sache zu konzentrieren. Auf Turnieren ist die Situation oft nochmal ein bisschen anders, das Problem aber häufig dasselbe: fehlender Fokus. Erwartungshaltungen, die man selbst an sich hat, und auch die, die die Umwelt an einen hat, bauen Druck auf, machen nervös und überfordern oft auch.

„Die größte Challenge an jeder Prüfung ist für mich im Hier und Jetzt zu sein, nicht daran zu denken, was gerade war“, betont Jessica von Bredow-Werndl. „Das ist jedes Mal aufs Neue mentale Arbeit. Dabei ist jeder Ritt eine Übung für mich: Wenn ich nach der Prüfung sagen kann, ich war im Hier und Jetzt, hätte ich es nicht besser machen können. Dann habe ich mein Bestes gegeben und mein Bestes ist dann auch gut genug. Wenn ich es nicht schaffe im Hier und Jetzt zu sein, habe ich in dem Moment nicht mein Bestes geben können. Die Challenge ist dann, dass es nächstes Mal klappt, von der Angst wieder ins Vertrauen zu gehen. Das schaffe ich zum einen, indem ich mir gut zurede, und zum anderen indem ich mich wirklich auf das konzentriere, was ich jetzt gerade tue. Wenn ich Schritt reite, reite ich Schritt. Wenn ich leichttrabe, trabe ich leicht. Ich mache mir nur Gedanken, was jetzt zu tun ist.“ So kommen Gedanken daran, wer alles zuschaut, was alles schief gehen kann usw. gar nicht erst auf.

Wichtig dafür, wieder ins Vertrauen zu kommen, ist natürlich auch wie man mit Fehlern umgeht. Fehler gehören zum Prozess dazu. Ohne Fehler gibt es keine Weiterentwicklung. „Wenn ich auf einige der größten Meilensteine meiner Karriere zurückblicke, gab es davor immer irgendetwas, was schief gegangen ist oder nicht so geklappt hat, wie geplant.“ Ärgern oder sich entmutigen lassen bringt nichts. Iain Dowie, ehemaliger Profi-Fußballer und Manager aus Irland hat den Begriff „bouncebackability“ geprägt – die Fähigkeit wie schnell und gut man sich von einer Niederlage erholt bzw. davon gar nicht erst stark beeinträchtigen lässt. „Wenn in einer Prüfung ein Fehler passiert, versuche ich mich damit nicht lange aufzuhalten. Im Anschluss, wenn ich den Ritt analysiere, denke ich darüber nach, was ich besser machen kann. Denn der Fehler liegt zu 99,999 Prozent bei mir. Was habe ich falsch gemacht? War ich nicht konzentriert? Oder habe ich die Signale falsch gegeben? Wie kann ich es meinem Pferd im Training besser erklären, damit es mich versteht? Und wenn es mal gar nicht geht, dann lieber einen Schritt zurück. Morgen ist ein neuer Tag. Ich möchte nichts erzwingen. Die Zeit mit den Pferden soll Spaß machen. Nicht nur uns, sondern vor allem auch den Pferden!“

Im Hier und Jetzt zu sein ist Übungssache und muss genauso geübt und trainiert werden wie Muskeln beim Sport. Zum Beispiel helfen Routinen dabei, sich zu fokussieren – also immer gleiche Abläufe in bestimmten Situationen, die man sich aneignet, übt und dann regelmäßig praktiziert. Das gibt Sicherheit und Stabilität. Auch Yoga und Meditation helfen, sich zu fokussieren. Deshalb gibt es im DressurFit-Programm nicht nur Fitness-Workouts, sondern auch gezielte Yoga-Einheiten, bei denen wir den Fokus, die Konzentration auf die Bewegung üben. So kann man lernen, die Bewegung und die Atmung zu nutzen, um Gedanken zu fokussieren und im Flow zu sein. Die Yoga-Trainerin in Aubenhausen ist Jessicas und Benjamins Mutter Micaela Werndl. Sie sagt: „Das wichtigste Tool ist zuallererst die Atmung.“ Ihr Übungstipp: Erst einmal seinen Atem beobachten, wie er kommt und geht… Dann mitzählen: Auf wieviel atmest Du ein, auf wieviel aus? Damit kann man bewusst Einfluss auf den Atem nehmen. Das Ausatmen verlängern und so immer ruhiger werden. Beispielsweise auf vier einatmen und auf acht wieder ausatmen. Dazu kann man noch bewusst Atempausen nach dem Einatmen und nach dem Ausatmen einbauen und somit noch mehr ins Spüren kommen. „So kann man sich mit dem Atmen beschäftigen und auf das Atmen konzentrieren“, betont Micaela Werndl. „Dann bleibt gar keine Zeit, an etwas anderes zu denken und man kann eigentlich nur im Hier und Jetzt ankommen.“

Ein weiteres Tool ist das Erden, sagt sie: „Wo spürst Du die Verbindung zur Erde im Liegen und im Sitzen? Die Fersen berühren beispielsweise deine Unterlage, deine Waden, dein Gesäß … Dann werde dir der Sinneswahrnehmungen bewusst: Was hörst du, siehst du, schmeckst du, riechst du? Wo spürst du deine Kleidung auf deiner Haut? Und dann nur aufs Hören oder Riechen oder Schmecken konzentrieren.“

Eine weitere Methode ist schließlich, die Bewegungen mit dem Ein- und Ausatmen zu kombinieren: z.B. Einatmen, Strecken, Ausatmen, Beugen und so immer mehr die Abfolge der Asanas bzw. Yoga-Übungen mit der Atmung synchronisieren und dabei in den eigenen Flow kommen und den eigenen Rhythmus finden. Dabei führt der Atem. „Immer mehr kann der Reiter sich dann auf sein Pferd einlassen und sich in die Bewegung des Pferdes hineinspüren und im Hier und Jetzt gemeinsam mit dem Pferd ankommen“, erklärt die Trainerin. „Die Pferde sind dabei unsere großartigen Lehrer, denn sie sind immer im Hier und Jetzt.“

Genau darum geht es am Mittwoch, den 29. November um 20 Uhr beim Instagram LIVE vom Aubenhausen Club. Sei bei unserer kostenlosen Yoga-Session für Reiter gemeinsam mit Vielseitigkeitsreiterin Juliane Barth, Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl und Yogalehrerin Micaela Werndl dabei und übe im Hier und Jetzt zu anzukommen.

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