Es war ein spannender finaler Nachmittag in Haras du Pin: Während die Briten ihren Vorsprung halten konnten, lieferten sich Frankreich und Deutschland ein Kopf-an-Kopf Rennen um die begehrte Silbermedaille. Schlussendlich konnte Deutschland durch eine geschlossene Teamleistung Silber in Empfang nehmen, Sandra Auffarth und Viamant du Matz freuen sich über die bronzene Einzelmedaille. Christoph Wahler wird Vierter und Jérôme Robiné kann sich bei seinem ersten Senioren-Championat direkt auf Rang 7 platzieren.
Der Druck auf die drei verbliebenen deutschen Reiter Malin, Christoph und Sandra war groß. Ohne ein Streichergebnis in der Hand und mit lediglich 0,2 Strafpunkten Vorsprung vor den Franzosen gab es keinerlei Spielraum beim abschließenden Springen. Jedoch zeigten alle drei Mannschaftsreiter super Runden und konnten sich mit -131,2 Punkten den Titel des Vize-Europameisters sichern. Die Franzosen lagen schlussendlich nur drei Punkte und somit weniger als einen Abwurf hinter den Deutschen und nahmen mit -134,2 Punkten die bronzenen Mannschaftsmedaillen entgegen. Während Sandra und Christoph den Parcours mit gänzlich weißer Weste verließen mussten Malin und Carlitos Quidditch K einen Abwurf und 1,2 Strafpunkte für drei Sekunden Zeitüberschreitung in Kauf nehmen. Der Schimmel sprang am letzten Tag kraftvoll und sicher, allerdings fehlte an einem Hindernis das letzte Quäntchen Glück für die Nullrunde. In Zugzwang gerieten dann die verbleibenden deutschen Reiter Christoph und Sandra nachdem Frankreich zwei laut bejubelte Nullrunden hingelegt hatte. Der Abreiteplatz befand sich in Sichtweite neben dem Springplatz, sodass die auf ihren Start wartenden Reiter alle Informationen aus dem Parcours unmittelbar mitbekamen. Doch Carjatans und Christophs Runde war so sicher und glich eher einer entspannten Trainingsrunde, als einem alles entscheidenen Auftritt bei einem Championat, sodass man sich als Zuschauer (fast) entspannt and dieser auch stilistisch tollen Runde erfreuen konnte. Carjatan berührte keine Stange und sorgte bei den deutschen Betreuern in der Mixed Zone nach dem Überqueren der Ziellinie für lauten Jubel. Durch Fehler von weiteren Paaren in den Top 10 konnten die beiden in der Einzelwertung sogar sechs Plätze gut machen und landeten am Ende nur einen Platz von einer Einzelmedaille entfernt.
Nachdem Stephane Landois aus Frankreich als Starter vor Sandra Auffarth ein Springfehler unterlaufen war, hatte diese zumindest für die Verteidigung ihrer Einzelmedaille einen Springfehler Vorsprung und auch die Silbermedaille war für das Team wieder möglich. Sandra und ihr offensichtlich sehr motivierter ,,Mat“ drehten eine zügige Runde vor der beeindruckenden Kulisse des wunderschönen Château du Haras du Pin und blieben, anders als viele der weiteren Teilnehmer, ohne Zeitfehler und beendete diese Europameisterschaften mit -34,6 Punkten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass Deutschland die Silbermedaille sicher war. Nach Sandra in den Parcours mussten nur noch die beiden Britinnen Kitty King mit Vendredi Biats und Ros Canter mit Lordships Graffalo. Kitty King blieb trotz eines kurzen Schreckenmoments aufgrund einer etwas unpassenden Distanz an den Hindernissen fehlerfrei und musste lediglich 1,2 Strafpunkte für Zeitüberschreitung zu ihrem Ergebnis hinzurechnen. Sie gewinnt mit -32,0 Punkten die Silbermedaille in der Einzelwertung. Mit einem Vorsprung von über zwei Springfehlern ging dann Rosalind Canter in den Parcours. Sie benötigte von dem Vorsprung lediglich einen der möglichen Abwürfe und gewinnt mit -25,3 Punkten nach der Einzel-Goldmedaille bei der WM in Tryon 2018 ihren zweiten großen Einzeltitel. In der Mannschaftswertung dominierten die Damen aus Großbritannien angeführt von ihrer Europameisterin Ros Canter mit Abstand: Sie gewannen mit -103,9 Punkten und sicherten sich nach Avenches 2021 erneut den Mannschaftstitel.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch der deutsche Durchstarter und Einzelreiter dieser EM, Jérôme Robiné und Black Ice. Sie lieferten in allen drei Disziplinen auf ganzer Linie ab und rechtfertigten ihre Nominierung überzeugend. Im Parcours blieben sie an den Hindernissen fehlerfrei und beendeten ihren Ritt lediglich vier Sekunden oberhalb der erlaubten Bestzeit. Das Fazit des ersten Championatsauftritts des 25-jährigen Sportsoldaten mit seinem 13-jährigen irischen Wallach Black Ice: Platz 7 und die Bestätigung für den Trainerstab, dass sie aktuell zu den besten Paaren in Deutschland und Europa zählen.
Erfreulich verlief die EM neben den Medaillengewinnern insbesondere auch für die Belgier und Niederländer. Sie beendeten die EM in der Teamwertung auf Platz 7 (Belgien) bzw. Platz 8 (Niederlande) und sichern sich durch diese Leistung Teamtickets zu den olympischen Spielen in Paris. Die sich ebenfalls um diese Plätze bewerbenden Nationen Österreich und Italien schieden mit ihren Teams aus.
Endergebnis Europameisterschaften Einzelwertung