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EM Avenches: Team Deutschland und Ingrid Klimke auf Silberkurs

Die Sonne strahlte- und im Ziel auch viele der Reiter/innen. Der Geländetag der Europameisterschaften in Avenches fand am heutigen Tag statt.

Bereits als siebte Starterin machte sich Anna Siemer mit der Hannoveraner-Stute FRH Butts Avondale auf den Weg zur Startbox- sie wurden erstmalig für einen Start im Team nominiert und hatten bis dato -30,5 aus der Dressur auf dem Konto.

Zwei Mal entschied sich Anna für einen etwas längeren Weg, doch die fast-Vollblutstute galoppierte lässig auf den Strecken zwischen den Hindernissen so schnell, dass sie letztendlich 4 Sekunden über der Bestzeit von 10:07 Minuten ins Ziel galoppierten. Mit gespitzten Ohren flog das Paar förmlich über den Kurs, auch ein Stolpern am Coffin gleich zu Beginn der Strecke an Hindernis 4 konnte sie nicht stoppen. Die erste Nullrunde für das deutsche Team war damit im Ziel, Anna und Avondale kletterten ab sofort im Klassement nach oben. Am Ende des Geländetages konnten sie sich von Platz 38 bis an die 15. Stelle vorarbeiten.

Als Einzelreiter ging dann Christoph Wahler mit Carjatan S auf die Strecke. Und sie machten ihre Sache richtig gut! Der Schimmel-Wallach packte seine räumende Galoppade aus, zeigte sich aber immer konzentriert und bei seinem Reiter, sodass sie zwei Sekunden über der Bestzeit die Ziellinie passierten. „Die zwei Sekunden ärgern mich, weil mein Pferd das einfach nicht verdient hat. Ich bin aus der Wendung etwas unsicher geworden und habe zum letzten Sprung zwei Mal zu viel gezogen. Er hat einfach alles richtig gemacht. Ich habe den ganzen Kurs über gut meinen Rhythmus gehalten, an der letzten Kombination und dem letzten Tisch habe ich es ihm etwas unnötig schwer gemacht und ihn aus seinem Rhythmus zu viel rausgenommen. Das hat uns dann auch die Zeit gekostet. Er war super in der Spur, ich hatte von Anfang an das Gefühl, wenn ich alles richtig mache, macht er es auch. Aber natürlich überwiegt die Freude über den guten Ritt.“ Sie konnten sich damit im Klassement von Platz 12 bis an die achte Stelle nach vorne schieben.

Als zweiter Mannschaftsreiter startete dann Andreas Dibowski, dessen FRH Corrida sich heute nicht von ihrer besten Seite zeigte. „Sie war schon sehr stark, das kenne ich auch leider von ihr. Sie hört dann nicht mehr zu und dann verliert man eben an jedem einzelnen Sprung, weil man gerade an den technischen Elementen exakt auf der Linie sein muss. Ich brauche dann mit ihr zu viel Vorbereitung und dann läuft einem einfach die Zeit weg. Zwischen den Sprüngen kann sie dann eben auch keinen 800 Meter Tempo galoppieren, sie kommt dann in einen großen Galopp. Aber da darf ich nicht zu viel riskieren, weil ich dann wieder mehr Vorbereitungszeit benötige. Bis zum 7 Minuten Punkt war ich noch an der Zeit dran, aber dann lief mir die Zeit weg. Bei dem Rumpler kam ich nicht dazu, die Situation aufzulösen und zum Loslassen zu kommen.“

Zwar ohne Hindernisfehler, aber mit -15,2 aus der Zeitüberschreitung von 38 Sekunden belastet, fällt das Paar damit auf Platz 30 zurück.

Seit 2015 startete Dirk Schrade in Avenches zum ersten Mal wieder bei einem Championat. Er hatte Casino gesattelt, mit dem er seit letztem Jahr immer mehr zusammenwächst. Übernommen hat er den Holsteiner-Wallach von Peter Thomsen. Heute hatte Dirk sich viel vorgenommen, wollte aus seiner Dressur von -30,5 das beste machen und ging den Kurs vom Start an forsch an. Doch schon früh zerplatzten die Träume, Casino sprang an Hindernis 4c vorbei, sodass das Paar seine Runde in etwas ruhigerem Tempo ins Ziel brachte. -43,6 kamen am Ende aus dem Gelände zusammen, wodurch sie auf Platz 51 zurückfielen. „Ich bin super zufrieden mit ihm, das wird ein ganz Großer. Er spielte hier eigentlich mit den Aufgaben. Analysiert habe ich den Vorbeiläufer noch nicht ganz, vom ersten Gefühl her bin ich die ersten drei Sprünge frech angegangen. Da habe ich immer einen Galoppsprung ausgelassen, kam aber an 4 dann wirklich toll durch und bekam ihn gut zurück. Da hatte ich erst etwas Respekt, ob das nicht vielleicht vorher zu doll war. Er sprang auch gut ins Coffin rein, aber durch die Sprünge davor sprang er einfach viel zu weit hinein. Vielleicht hatte ich ihn auch noch etwas an der Hand, dass er gegen die Hand sprang.“

Verblieben aus deutscher Sicht noch die beiden Mannschaftsreiter, Michael Jung und Ingrid Klimke.

Michael Jung hatte den erst 9-jährigen fischerWild Wave gesattelt und schwärmte im Ziel nach einer von 7 fehlerfreien Runden in der Zeit von seinem Nachwuchspferd. „Ich bin sehr sehr glücklich von fischerWild Wave. Er hat wieder einmal alles gezeigt, was er kann. Er kann super galoppieren, ist schnell und ist in jeder Situation geschickt, auch wenn es manchmal noch nicht so toll aussieht. Bei so einem Championat reitet man alles auf 110% sicher, deswegen sah es vielleicht nicht immer super harmonisch und easy aus. Er hat überall super mitgemacht und gekämpft. Ihm hätte es nichts ausgemacht, nochmal 3 bis 4 Minuten galoppieren können, ihm fällt das so leicht, er hat richtig Blut und Ausdauer und kann aber auch toll springen. Ich freue mich sehr auf die Zukunft mit ihm.“ Das Paar startet morgen von Platz 6 in das Springen.

Und dann folgten- mit großer Spannung erwartet – die amtierenden Europameister Ingrid Klimke und SAP Hale Bob OLD. Der inzwischen 17-jährige Wallach und die von ihrem schweren Sturz rechtzeitig wieder genesene Reitmeisterin spielten mit den Aufgaben und galoppierten immer frisch von Aufgabe zu Aufgabe. Mit gespitzten Ohren zog Bobby den Hindernissen entgegen, wie auch bei anderen Pferden wurde es zum Ende der Strecke auch durch den aufgewühlten Boden doch zusehends mühsamer. Ingrid Klimke reagierte aber sofort und nahm das Tempo etwas heraus und pilotierte Bobby nach leichten Rumplern an zwei Hecken sicher ins Ziel- am Ende fehlten 3 Sekunden zur optimum time. Darunter teure zwei Sekunden, die ihr die Führung kosteten. Dennoch eine überragende Runde für die beiden. „Die Runde war super, gerade am Anfang zog er seinen Strich und war immer gut vor der Zeit. Das Coffin, die Ecken, die schmalen Sprünge, das war alles so selbstverständlich, wir waren bis zum siebten Minutenpunkt immer so 10-15 Sekunden vor der Zeit. An Hindernis 24 habe ich sicherheitshalber lieber hintenherum geritten, wie Hans es mir geraten hat. Ich dachte auch ich hätte noch so viel Puffer, aber dann ist es mir zum Schluss doch etwas weggelaufen. Es war wie Stechen reiten, man durfte nirgendwo einen Galoppsprung liegenlassen. Ich hatte vom Gefühl gedacht, die Zeit exakt zu treffen. Aber gut .. zwei Sekunden. Darf man sich eigentlich nicht drüber ärgern. Natürlich ärgern die mich aber, hier geht es um eine Euro. Das Schöne überwiegt heute aber!“

Durch eine fehlerfreie Runde in der Zeit konnte die Britin Nicola Wilson mit dem 10-jährigen JL Dublin (-20,9) sich an die Spitze des Feldes vor Ingrid Klimke und SAP Hale Bob OLD (-21,4) setzen. An dritter Stelle folgt der Franzose Api du Libaire (-22,5). Der Abstand von Platz 7 zur Führung beträgt gerade einmal einen Abwurf im morgigen Springen- es wird spannend!

Mit einer enormen Leichtigkeit spielten die britischen Reiter mit dem Geländekurs, vier Briten liegen weiterhin in den top ten. Dadurch liegt auch das britische Team mit Nicola Wilson, Piggy March, Kitty King und Ros Canter in Führung (-69,1).

Gleich dahinter rangiert das deutsche Team auf Silberkurs (-78,4). Ingrid Klimke, Michael Jung, Anna Siemer und Andreas Dibowski haben derzeit einen Vorsprung von -18,4 auf die Franzosen, die allerdings nur noch drei Paare in der Wertung haben (-96,8).

Zwischenstand Einzel

Zwischenstand Mannschaft

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