Nachdem die 45 startenden Buschreiter aus 11 Nationen am Freitag Morgen bereits ihre Dressuren vor meist noch eher leeren Rängen im Deutsche Bank Stadion absolvierten, ging es kurz vor Anpfiff des Viertelfinales der deutschen Fußballnationalmannschaft mit der Teilprüfung Springen im großen Springstadion los. Auch wenn, wie Freitag Abend üblich, nicht alle Plätze besetzt waren, so tat die parallel stattfindende Fußball EM dem Interesse kaum einen Abbruch. In Zeiten des Smartphones kann man ja durchaus zwei Veranstaltungen parallel beiwohnen. Michi Jung verteidigte seine Führung nach der Dressur, zog jedoch am Freitag Abend vor dem Gelände zurück, sodass nun Julia Krajewski die Pole Position übernimmt. Das deutsche Team positionierte sich vor dem Gelände auf dem sechsten Platz.
Die Teamreiter
Nicht ganz nach Plan lief es für das deutsche Team am ersten Tag im Nationenpreis des SAP-Cups. Nur Jérôme Robiné und Black Ice konnten ihr Dressurergebnis auch nach dem Springen halten. Die anderen drei Paare mussten gleich mehrere Fehler hinnehmen. Damit rutschte das Team von Platz 2 nach der Dressur auf Platz 6 nach dem Springen ab (-113,7). Vor dem Gelände führt das britische Team mit -96,3 Punkten vor den Australiern (-100,1) und der Equipe aus den USA (-102,1) den SAP-Cup an. Doch trotz des eher enttäuschenden Abschneidens des deutschen Teams liegen alle Mannschaften noch so dicht beieinander, dass Zeitfehler, Broken Pins oder Missed Flags im Gelände das Bild schnell wieder durcheinander wirbeln können. Es bleibt also spannend!
Jérôme Robiné und Black Ice (Züchterin: Judith McClelland; Besitzerin: Dorothea von Zedtwitz) waren mit ihrem Dressurergebnis von -33,3 Punkten nicht ganz zufrieden und mussten am Freitag Abend als erstes deutsches Paar und auch als erster deutscher Teamreiter in die beeindruckende Soers einreiten. 2021 gaben sie dort ihr Debüt und konnten nun 2024 den kniffeligen Parcours bestehend aus zahlreichen S-Linien mit 12 Hindernissen ohne Abwürfe, ökonomisch, frisch und sicher überwinden. Sie gehen somit mit ihrem Dressurergebnis von -33,3 Punkten und Platz 18 aus ins Gelände.
Zweite Teamreiterin Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K (Züchterin: Miriam Kühl; Besitzer: Bodil Ipsen) zeigten sich nach einer gelungenen Vorstellung im Viereck mit -30,2 Punkten sehr zufrieden. Im Springparcours am Abend waren sie dann mit wehender Mähne unterwegs. Leider lief es dort nicht ganz nach Plan und sie mussten 8 Strafpunkte für zwei Abwürfe bei ihrem dritten Aachen-Start hinnehmen. Zum einen unterlief des Paar ein Hinterhandfehler an der vorderen Stange des Oxers mit der Nummer 2 und außerdem passte die Absprungdistanz am Steilsprung Hindernis 9 vor der Net Aachen Tribüne nicht, sodass dort der zweite Abwurf hinzukam.
Michael Jung mit Teampferd Kilcandra Ocean Power (Züchter: Vincent Cousins; Besitzer: Familie Jung) gingen als drittes Paar für das deutsche Team an den Start. Dem irischen Wallach ist der Auftritt im Dressurviereck durch sein Exterieur nicht unbedingt in die Wiege gelegt, dennoch schaffte der Reitmeister aus Horb am Neckar es, durch korrektes und geschicktes Reiten mit -30,2 Punkten auf Rang 9 in die Top Ten des Starterfeldes zu reiten. Im Parcours lief es dann leider nicht ganz nach Plan. Es fielen gleich drei ,,teure“ Stangen an Hindernis 2 und 3, 8 im Parcours. -42,2 Punkte nach den ersten beiden Teilprüfungen warfen sie auf Platz 33 beim zweiten Start des Pferdes in Aachen zurück.
Als letztes Teampaar für Deutschland ging Christoph Wahler mit seinem ,,Zweitpferd“ D’Accord FRH (Züchterin: Christa von Paepcke; Besitzer: Hendrik von Paepcke & Stefan Haupt) noch einmal in den Parcours, nachdem er mit Carjatan rund eine Stunde zuvor bereits eine Nullrunde abgeliefert hatte. Jedoch haperte es mit dem Diarado-Sohn bei dessen erstem Aachen Auftritt noch an einigen Stellen an diesem Freitag Abend. Bereits an Hindernis 1 unterlief den beiden ein eher unvorsichtiger Vorhandfehler. Es kamen im Laufe des Parcours noch zwei weitere Abwürfe hinzu: Die vordere Oxerstange an Hindernis 4 fiel und an Hindernis 9, dem Steilsprung vor der NetAachen Tribüne an dem schon Malin Hansen-Hotopp ihre Probleme hatte, passte auch bei D’Accord die Distanz nicht ganz, sodass er die oberste Stange vor sich her kegelte. Noch dazu kamen 0,8 Zeitstrafpunkte, sodass Christoph schlussendlich mit schüttelndem Kopf den Parcours verließ. Schade! Aber auch solche Runden gehören manchmal dazu.
Die Einzelreiter
Michael Jung und fischerChipmunk FRH (Züchter: ZG Meyer-Kulenkampff ; Besitzer DOKR, Joachim Jung, Klaus & Sabine Fischer) liegen vor dem Gelände Dank einer blitzsauberen Nullrunde bei Chipmunks fünftem Aachen Auftritt in Führung. Nur wenige Pferde dürften diese Prüfung schon häufiger bestritten haben als der 16-jährige Hannoveraner. Einmal ging er mit Julia Krajewski an den Start und gewann die Prüfung 20218. Mit Michi Jung fehlte bei den letzten drei Auftritten immer das letzte Quäntchen Glück zum Sieg. Zweimal waren sie bisher Zweite, 2022 war der Sieg zum Greifen nahe, doch ein Flaggenfehler verhinderte damals den Sieg. In diesem Jahr konnte das wahrscheinlich erfahrenste deutsche Busch Duo mit -22,5 Punkten in der Dressur den Maßstab setzen und ging bereits am frühen Freitag vormittag in Führung. Diese nahm dem Paar auch im Laufe der Dressur niemand mehr ab, sodass sie Dank der fehlerfreien Runde im Parcours nun als Overnight-Leader in Führung liegen. Am späteren Freitag Abend kam jedoch die Info, dass Chipmunk am Samstag nicht mehr im Gelände an den Start gehen wird. Wahrscheinlich scheint, dass die fünf bunten Ringe ihre Schatten vorauswerfen und Chipmunk für den ganz großen Auftritt geschont werden soll.
Daher ist nun Chipmunks Ausbilderin Julia Krajewski und der 10-jährige Nickel (Züchter: Hindrick Stuevel; Besitzerin: Sophia Rössel) die neuen Overbight-Leader. Sie lieferten mit -23,9 Punkten in der Dressur ihr bisher drittbestes Ergebnis auf 4*-Niveau ab. Im Parcours klapperte der überbaute Wassergraben Hindernis 3 kurz, blieb aber liegen. Ohne weitere Stangenkontakte und in aller Ruhe, jedoch just in time beendeten sie den Parcours und gehen somit als Führende und bereits als siebte Starterin auf den traditionell zeitlich sehr knapp bemessenen Geländekurs.
Christoph Wahler und Carjatan S (Züchter: Carl Friedrich Soehrmann; Besitzer: Reiter und Lena Thoenies) komplettieren punktgleich mit Emily King aus Großbritannien und Valmy Biats mit -28,0 Punkten die aktuelle Spitzentruppe. Carjatans Springrunde lieferte der Holsteiner in toller Manier und sehr sicher im großen Stadion in Aachen ab.
Sandra Auffarth und Viamant du Matz (Besitzer: Nikolaus Prinz von Croy) sind so etwas wie die Springspezialisten im deutschen Buschteam. Bei ihren letzten 20 internationalen Starts mussten sie nur bei drei Ritten Abwürfe in Kauf nehmen. Auch in Aachen machte der in Frankreich gezogene Wallach seinem Ruf alle Ehre und berührte keinen der zu überwindenden Sprünge. Hochmotiviert beendete er den Kurs, der von der Tribüne neben den Sprüngen der Springspezialisten eher wie ein nett gebautes L-Springen wirkte. Die Hinderisse sind natürlich, wie in 4*-Prüfungen vorgeschrieben 1,25 Uhr hoch und entsprechen somit einem M*-Parcours. Zum Schutz vor lästigen Fliegen und Mücken wurde der sensible Mat vor der Dressur mit Maske abgeritten, damit er möglichst nicht vom Wesentlichen abgelenkt wurde. -29,9 Punkte Punkte und somit knapp über über 70% lautete sein Ergebnis.
Einzelreiter Calvin Böckmann und The Phantom of the Opera (Züchter: Peter Fick; Besitzer: Familie Böckmann) lag nach der Dressur mit -30,9 Punkten noch auf Rang 12, konnte jedoch durch eine schnelle Nullrunde in der Zeit sein Dressurergebnis aufrechterhalten, rutschte in die Top 10 und startet von Platz 8 aus ins Gelände. Es ist für den jungen Sportsoldaten aus Warendorf der zweite Auftritt in Aachen. Im vergangenen Jahr stürzte er mit Altair de la Cense im Rolex-Wasserkomplex. Der Fuchswallach mit der auffälligen Laterne ,,Phanti“ zeigte sich im Parcours hochmotiviert und geschickt.Er ging nach der CCI5*-L in Kentucky im April und einer Vorbereitungsprüfung in der CCI3*-S in Strzegom wie geplant erstmals wieder auf 4*-Niveau als Teil des Sichtungsweges für Paris am Start.
Dirk Schrade und Casino trabte im Viereck des Deutsche Bank Stadions erstmals mit neuer Zäumung ein. Schrade ritt in Aachen auf einer Micklemzäumung. Nicht ganz zufrieden war der Pferdewirtschaftsmeister mit seiner Runde und den -32,0 Punkte (Rang 19) als Zwischenergebnis nach der ersten Teilprüfung. Im großen Parcours trabte der 14-jährige Casillas-Sohn sehr motiviert ein und gab mit seinem schneeweißen Fell und Schweif in der Abendsonne der Soers ein tolles Bild ab. Genauso sauber war die Runde im Parcours, in der keine weiteren Strafpunkte auf das Konto der beiden hinzukamen. Sie gehen also mit ihrem Dressurergebnis von Platz Rang 11 aus in die Geländeprüfung.
Anna Siemer und FRH Butts Avondale (Züchter und Besitzer: Prof. Dr. Steinkraus) hatten etwas Pech in der Dressur und erreichten -36,4 Strafpunkte. Im Parcours fiel lediglich der Aussprung der dreifache Kombination direkt bei den Zuschauern. Die 17-jährige Vollblutstute wird morgen schon zum vierten Mal auf die Geländestrecke der Soers starten. Ihr Zwischenergebnis beträgt -40,4 Punkte.
Das WDR überträgt den Geländeritt am Samstag live ab 11 Uhr. Der Geländeritt startet ab 9:55 Uhr. Zunächst starten die Einzelreiter auf den von Rüdiger Schwarz designten Kurs. Danach starten dann die Teamreiter in umgekehrter Reihenfolge zur aktuellen Mannschaftsplatzierung.
Team Live Ergebnisse SAP-Cup CCIO4*-S
Einzelwertung Live Ergebnisse SAP-Cup CCIO4*-S
Fotogalerie CHIO Vielseitigkeit Lutz Kaiser – Datenreiter