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Bundeschampionats-Finalisten stehen fest

Ganz im Zeichen der Finalqualifikationen Springen und Vielseitigkeit stand Tag eins der „etwas anderen Bundeschampionate“ in Warendorf. Coronabedingt ohne Zuschauer, ohne Tribünen und ohne Aussteller, dafür mit viel Platz für die Nachwuchspferde, bot das Springstadion championatswürdige Bedingungen. Und die Ergebnisse der ersten Prüfungen lassen schon auf ein spannendes Finale hoffen, an dem alle Interessierten – wie an allen Tagen – dank ClipMyHorse.TV live dabei sein können.

Vielseitigkeitspferde: Topnoten für ChinTonic und Cascablanca
„Eigentlich ein bisschen wie immer donnerstags“ präsentierte sich der Vielseitigkeitsplatz, so der Tenor unter den Vielseitigkeitsreitern. „Ich bin wirklich froh, dass wir hier ein Bundeschampionat haben, wenn auch unter anderen Bedingungen. Für die Pferde fühlt es sich gleich an, es sind ein paar weniger Zuschauer, aber mich erreichen viele Nachrichten. Viele gucken sich das auf ClipMyHorse.TV an. Die angepassten Umstände sind es wert, dass wir überhaupt ein Bundeschampionat haben, als Motivation für Reiter, Besitzer und Züchter“, sagte Julia Krajewski.

ChinTonic- Julia Krajewski / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

In der Finalqualifikation der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde – Preis von uvex Sports – wurde sie für ihre Vorstellung des Hannoveraners ChinTonic mit der Höchstnote von 9,2 belohnt. Der aus der Zucht von Wolfgang Lutz aus Langwedel stammende braune Wallach v. Contendro I – Heraldik xx ist ein Vollbruder zu Krajewskis ehemaligen WM-Pferd Chipmunk, der selbst auch 2013 Sieger beim Bundeschampionat war.

ChinTonic- Julia Krajewski / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

„Ich bin stolz, wie sich ChinTonic auf seinem zwar irgendwie Heimatplatz, aber dann ganz anders aussehenden Gelände präsentiert hat. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass er vielleicht guckig oder unsicher ist, aber das hat er ganz souverän gemeistert. Er war auch sehr schnell unterwegs. Ich glaube, ich kann mir hier und da noch einen Galoppsprung mehr Zeit lassen zur Vorbereitung. Aber es ist ja immer gut, wenn man noch was verbessern kann. Ich fühlte mich natürlich ein bisschen erinnert an Chipmunk, insgesamt ist er ein total cooles Pferd. Gelände ist einfach sein Ding und ich bin jetzt mal gespannt, wie er in Dressur und Springen geht“, so Krajewski.

Mit 53 Nennungen und 50 Startern war das Starterfeld größer als im Vorjahr und wurde in zwei Abteilungen geteilt. Als Sieger der zweiten Abteilung ging mit der Note 9,1 Jerôme Robiné mit dem in der Familie gezogenen Oldenburger Coby R hervor, ebenfalls ein Sohn des Contendro I (MV: Hotline). „Coby war als junges Pferd sehr unscheinbar, aber er hat sich super klasse entwickelt in letzter Zeit. Er ist ein ganz schlaues Pferd. Dass er mal so wird, hätten wir nicht gedacht, aber das ist natürlich umso schöner. Jetzt freuen wir uns auf Samstag und Sonntag“, sagte Robiné.

Coby R- Jérôme Robiné / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

Gleich zwei Mal die glatte 9 gab es für Kai-Steffen Meier mit dem Westfalen QC Flic Flac (v. Follow Me – Quicksilber) aus der Zucht von Antje Mense-Bußmann aus Ennigerloh und im Besitz von Patrick D’eer sowie für den Holsteiner Crosby (v. Cascadello – Hosco) aus der Zucht und im Besitz von Hermann Hogreve aus Holstendorf, der von Nicolai Aldinger (Salzhausen) geritten wurde. Beide wurden damit jeweils Zweiter. Insgesamt konnten sich 13 Paare auf direktem Weg für das Finale am Samstag und Sonntag empfehlen. Für alle anderen bleibt die Chance, sich über das Kleine Finale am Freitag noch einen von fünf weiteren Finalstartplätzen zu sichern.

Coby R unter Jerome Robine und Crosby unter Nicolai Aldinger / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

Dies gilt auch für sechsjährigen Vielseitigkeitspferde, wobei sich aufgrund des deutlich kleineren Starterfeldes am ersten Tag ebenfalls nur fünf Pferde auf Anhieb weiterqualifizieren konnten. „Bei den Sechsjährigen haben wir in diesem Jahr ein nicht so großes Starterfeld und das ein oder andere Pferd sich noch etwas schwergetan. Das liegt daran, dass die Sechsjährigen in diesem Jahr weniger Prüfungen gegangen sind. Gerade Sechsjährige mit dem Anspruch, dass dann die Sprünge doch etwas schneller hintereinander kommen, brauchen mehr Erfahrung. Das halte ich für den wesentlichen Grund. Dazu kommt, dass die Saison total verschoben ist und einige wichtige Prüfungen jetzt noch im Gang sind. So sind zum Beispiele jetzt am Wochenende auch etliche Topreiter in Strzegom am Start“, erläuterte Bundestrainer Fritz Lutter.

Das beste Ergebnis, eine 8,7, erzielte auf Anhieb die erste Starterin, die westfälische Schimmelstute Cascablanca, geritten von Pia Münker aus Bonn. Sie stellte mit Camisa Negra auch das letzte und zugleich drittplatzierte Pferd vor (8,5).

Cascablanca. Pia Münker / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

„Cascablanca ist erst Ende letzten Jahre zu mir gekommen und wir sind überrascht und überglücklich, dass sie alles schon so toll bewältigt hat. Camissa hat toll nachgezogen, die ist die erfahrenere von beiden. Beide wollen immer ihr Bestes geben, beide haben toll mitgemacht“, schwärmte die Reiterin. Cascablanca wurde von Henk van Wijlick aus einer Mutter von Monte Bellini und steht wie die von Reimer Detlef Hennings (Bendorf) gezogene Camisa Negra (MV: Contender) im Besitz des Gestüts Fohlenhof, auf dem beider Vater Cascadello stationiert ist. „Wir haben das Glück, dass wir gleich eine ganze Reihe Cascadello-Nachkommen vom Gestüt Fohlenhof in den Stall bekommen haben und deren Ausbildung fortführen dürfen. Wir haben eine gigantische Unterstützung durch Professor Bernd Heicke und das ganze Team. Es ist ein Traum und ganz toll, mit ihnen zusammenarbeiten zu dürfen“, so Münker. Platz zwei in der Finalqualifikation der Sechsjährigen belegte Anna Siemer mit Lillybelle EA aus der Zucht und im Besitz von Elisabeth Ahn vom Gestüt Hohenschmark in Grebin. Die dunkelbraune Stute, ein Oldenburger Springpferd von Diarado – Lissabon erzielte für seine Vorstellung die 8,6.

Kleines Finale: Freitag

Fünfjährige Vielseitigkeitspferde: Dark Gambler nutzt zweite Chance
Mit einem Strahlen kam Antonia von Baath aus Salzhausen dem Gelände und wie sich herausstellte, zu Recht. Die 8,7 bedeutete für ihren Hannoveraner Dark Gambler (v. Diacontinus – Stalypso) nicht nur den Sieg, sondern zusammen mit vier weiteren Paaren auch den Einzug ins Finale. In der Finalqualifikation waren die beiden etwas zu langsam gewesen. „Man fühlt sich sehr schnell mit ihm, weil er so einen schönen großen Galopp hat, aber wir waren drei Sekunden über der Zeit und dadurch wurde die Note ein bisschen gedrückt“, sagte die Reiterin. „Das ändert aber nichts an seiner Leistung. Er ist so schön hier gegangen gestern. Deswegen habe ich heute bessere Wege rausgesucht und bin ein bisschen schneller geritten, was sich zum Glück auch gelohnt hat. Er ist hier durchgelaufen wie ein Achtjähriger“, schwärmte sie. Dark Gambler stammt aus der Zucht von Andreas Middelkampf aus Badbergen und wurde als Fohlen auf der Verdener Auktion von Professor Dr. Volker Steinkraus als Kamerad für ein selbst gezogenes Fohlen erworben. Dreijährig kam er dann zu Antonia von Baath in Beritt. „Ich bin besonders stolz, weil auf ihm noch nie jemand anderes gesessen hat als ich. Nur ich kenne den Blick von oben“, sagte sie.

Dark Gambler- Antonia von Baath / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

Neben Dark Gambler konnten sich auch die beiden Hannoveraner Vinetto (v. Viscount – Escudo I) mit der für den Verein Großenwiehe startenden Finnin Lotte Palmgren (8,6) und Balou’s Mascot M (v. Balou du Rouet – Cook du Midour AA) mit Pia Münker aus Bonn für das Finale empfehlen. Der mit 8,5 ebenfalls drittplatzierte Callisto R (v. Coolio – Asti’s Amsterdam) hatte dagegen sein Ticket bereits in der Tasche. Seine Reiterin Nadine Marzahl nützte lediglich die Chance für eine „Trainingsrunde“. Noch zusätzlich qualifizieren konnten sich dagegen die beiden mit 8,4 ex aequo auf Platz fünf platzierten Pferde Drunken Sailor GS, ein von Nina Schultes vorgestellter Holsteiner von Dinken – Corrado I, sowie der westfälische Halbblüter Aventurin, vorgestellt von Jens Hoffrogge aus Dorsten. Aventurin ist einer von insgesamt nur neun Nachkommen des Vollblüters Asagao xx aus diesem Jahrgang. „Sechs davon konnten sich für die Bundeschampionate qualifizieren, fünf davon sind hier gegangen und drei haben es ins Finale geschafft“, erklärt der Reiter, der gleichzeitig auch der Hengsthalter ist.

Sechsjährige Vielseitigkeitspferde: Sieg fürs Schlusslicht Christine Münkel und Rocka Dacora
Die Chance, noch in die Titelvergabe eingreifen zu können, nutzte auch Christine Münkel aus Langenhagen. Als letzte Starterin erzielte sie mit dem Oldenburger Wallach Rocky Dacora (v. Rock Forever – Contendro I) die Tageshöchstnote von 8,7. „Es ist ein ganz tolles Erlebnis überhaupt bei den Bundeschampionaten reiten zu dürfen. Sich dafür zu qualifizieren ist schon eine enorme Leistung für so ein junges Pferd. Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Rocky Dacora ist ein mega gutes Pferd. Gestern lief er auch bis zur letzten Kombination richtig gut und dann haben wir die Distanz nicht ganz gekriegt. Dadurch haben wir es leider verpasst, gleich ins Finale zu kommen. Ich wusste, dass er das kann“, sagte die Reiterin. Viereinhalbjährig kam der Wallach aus der Zucht und im Besitz von Dr. Corinna Kröly zu ihr in den Stall. „Ich habe ihn aufgebaut und bin einige kleine Prüfungen geritten. Letztes Jahr sind wir im Finale des Bundeschampionats Neunte geworden. Über das Jahr ist er aber noch mehr gereift und noch besser geworden. Das Bundeschampionat war auch in diesem Jahr das Ziel. Wir sind zwar – wie alle anderen – erst spät in die Saison gestartet, aber Rocky ist gleich von Anfang an super gelaufen und war auch gleich qualifiziert. Ich möchte uns im Finale gut präsentieren und mit einem guten Gefühl nach Hause fahren. Was dabei am Ende rauskommt, werden wir sehen. Ich bin schon jetzt mächtig stolz auf den Kleinen“, so Münkel.

Mit ihrem Ergebnis verwiesen Münkel und Rocky Dacora Konstantin Harting aus Königswinter und die DSP-Stute Chanel auf Platz zwei. Das Paar hatte den Auftakt gemacht und bis zuletzt mit 8,5 in Führung gelegen. Die Stute ist ein weiterer Nachkomme des Cascadello (MV: Contagio) im diesjährigen Vielseitigkeits-Lot und stammt aus Zucht und Besitz des Gestüts Fohlenhof in Hassloch. Den dritten Platz belegte mit 8,3 ein weiteres Deutsches Sportpferd, DSP Danakli Desert (v. Destano – Grafenstolz) aus der Zucht von Karl-Heinz Bange (Seibersbach) und ist im Besitz von Dr. Matilda Rattenhuber. Insgesamt konnten sich auch hier fünf Pferde zusätzlich fürs Finale qualifizieren.

Rocky Dacora- Christine Münkel / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

Vielseitigkeitsponys

Vielseitigkeitsponys: Namib W WE nimmt Anlauf auf Titelverteidigung
Im vergangenen Jahr hegte Fritz Lutter, Bundestrainer der Pony-Vielseitigkeitsreiter, einen Wunsch: „Dass die jungen Ponys noch besser ausgebildet sind.“ Zwar machten die jugendlichen Reiter einen wirklich guten Job, aber in Sachen Rittigkeit und altersgemäßer Ausbildung sei noch Luft nach oben. In diesem Jahr wurde sein Wunsch erfüllt, allein schon durch die Tatsache, dass erstmals auch Ü21-Reiter für den Start zugelassen waren. „Wir haben hier eine Qualität an Ponys gehabt, die deutlich besser war als in den Jahren vorher. Das hat unterschiedliche Ursachen. Nicht alle Qualifizierten sind hier, einige haben schon vorher entschieden, nicht zu kommen. Vor allem hat es sich bewährt, dass wir ältere Reiter zugelassen haben. Das war eigentlich der größte Schritt, denn man konnte sehen, dass die Ponys deutlich mehr Routine hatten. Die Reiter haben ihnen mehr Sicherheit gegeben am Sprung und Sprungablauf, so dass sie ihre Qualität besser darstellen konnten. Ich denke, das wird sich langfristig auf den Ponysport auswirken, dass wir besser ausgebildete Ponys in den Sport bekommen“, sagte Lutter, räumte aber auch ein, dass die Beurteilung damit eine größere Herausforderung für die Richter darstellt.

Zu den Profiteuren der Neuregelung zählt Hannah Weinkopf aus Helmstedt: Die 22-Jährige präsentierte den Vorjahressieger Namib W WE v. Nutrix I – Kennedy WE aus der Zucht von Hilde Wassmann aus Badbergen und nahm mit der Note 9,1 und einem Sieg Kurs auf die Titelverteidigung. „Ich finde das sehr gut, da es ja irgendwann nur noch sehr wenige Vielseitigkeitsponys waren und natürlich auch, weil ich sonst nicht mehr hätte reiten dürfen“, sagte sie. Namib W WE ist in ihrer Familie seit er fünfjährig ist, wurde zuvor allerdings nur dressurmäßig ausgebildet und geritten. Jetzt bei den Bundeschampionaten startet der Rappe mit Schwester Maja auch in der Springkonkurrenz. „Er soll aber nur ein Finale gehen – wahrscheinlich in der Vielseitigkeit“, so Hannah Weinkopf.

Auf Platz zwei im Preis des Reitponygestüts Hof Schierensee landete mit der Note 8,5 der in Holstein gezogene sechsjährige Rappe Nightfire (v. Fehkamps Nightley – Aragon N), vorgestellt von Carlotta Müller aus Hitzhusen. Mit 8,3 auf Platz drei landete Piccasso, ein in Holstein gezogener Sohn des Pikachu (MV: Kooihuster Wessel). Im vergangenen Jahr wurde er mit Linn Zepke Achter bei den Bundeschampionaten, in diesem Jahr stellt ihn Emma Hartmann aus Mechernich vor.

Nach den ersten beiden Tagen zieht Dietlind Hampel, Bereichsleiterin Vielseitigkeit bei den Bundeschampionaten ein erstes positives Fazit: „Der Vielseitigkeitsplatz ist genau so schön wie immer. Klar, wir haben weniger Helfer, aber eben auch wenig Zuschauer. Und die, die da sind, sind alle sehr diszipliniert. Wir haben spezielle Besucherinseln ausgewiesen und alle nehmen Rücksicht“, sagte sie.

Namib W WE- Hannah Weinkopf / BuCha 2020 / Bild: Tina Keller

Alle Starter- und Ergebnislisten für die Finalprüfungen gibt es hier.

Text: fn-press

Bilder: Tina Keller

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