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Aktive Vielseitigkeitsreiter werden Geländeaufbauer

Jérôme Robiné, Felix Etzel und Sven Lux haben die Prüfung bestanden

Als Offizieller muss man in vielen Situationen, sei es als Richter, oder aber auch als Parcoursbauer, das nötige Fingerspitzengefühl beweisen. Man muss sich in den Sport eindenken, sicher im Wissen um das Regelwerk sein und situativ fair entscheiden können.

Dafür benötigt jeder einzelne einen großen Erfahrungsschatz. Nichts liegt näher, als dass diesen wohl Personen aufweisen, die selber lange und viel im aktiven Turniersport unterwegs waren. Dafür macht sich auch seit Jahren schon Reitmeister Martin Plewa stark, der selber bis zur Championatsebene im Sattel aktiv war, Bundestrainer war und viele Jahre auch bis zum 5* Level die schwersten Vielseitigkeitsprüfungen als Offizieller begleitete.

Schon viele Jahre gibt es einen Sonderweg für (ehemalige) Kaderreiter oder überregionale Trainer (Landes- oder Bundesebene), um den Ausbildungsweg zum Richter zu durchlaufen. So sollen Offizielle den Reitsport weiter begleiten, die selbst aus dem Sport kommen und entsprechende Erfahrung und Know-how mit- und einbringen können.
Nun wurde auf Wunsch der ersten Absolventen derselbe Sonderweg auch für den Ausbildungsweg zum Parcoursbauer im Gelände geebnet. Die ersten drei, die diesen Schritt gegangen sind, sind die Bundeskaderreiter Jérôme Robiné und Felix Etzel, sowie der Schleswig-Holsteinische Landestrainer der Vielseitigkeit, Sven Lux.
Der Sonderweg bedeutet, dass die Ausbildungszeit etwas verkürzt wird und gewisse Vorerfahrung angerechnet wird.
Die Prüfung legten alle drei beim internationalen Vielseitigkeitsturnier in Hamm-Rhynern ab. Ausbildungsleitend zeigte sich Martin Plewa, aber auch die internationalen Aufbauer Mathias Otto-Erley und Uwe Meyer gaben den drei ambitionierten Reitern und nun auch Geländebauern ihr Wissen weiter.

Jérome Robiné: „Wir sind dankbar um diese Möglichkeit, den Geländeaufbauer machen zu können. Wir haben alle drei ein Faible für den Aufbau und konnten über diese Ausbildungsmaßnahme auch noch einiges an Wissen und Erfahrung sammeln. In Westerstede konnten wir einen Seminartag besuchen, an dem Richter und Parcoursbauer teilgenommen haben. Uwe Meyer hatte sich die Mühe gemacht und nochmals den vollständigen Kurs der Ländlichen Europameisterschaften vom letzten Jahr aufgebaut. Wir sind dann alle zusammen diesen Geländekurs abgegangen und haben die verschiedenen Sichten besprochen und erklärt bekommen. Das war wirklich großartig! Sven Lux hat ja in Elmenhorst schon einige Prüfungen auf seinem Hausturnier organisiert, er kann natürlich jetzt schon sofort das neue Wissen und Können mit in den Aufbau einbringen. Felix und ich haben derzeit noch keine direkte Verwendung für die Qualifikation, konnten aber auch bei den Testaten oftmals eine neue Sichtweise auf so eine gesamte Geländestrecke bekommen. Momentan reiten wir beide noch sehr aktiv, können uns aber vorstellen, da später nochmal mehr einzusteigen.“

Felix Etzel: „Als Reiter setzt man sich ja zwangsläufig viel mit dem Aufbau auseinander und versucht jeden Sprung und jeden Kurs aus der Sicht seines Pferdes zu beurteilen. Der Anreiz dieser Weiterbildung für mich war es, einfach mal zu erfahren, was für Kriterien ein Aufbauer berücksichtigen muss, da sein Kurs nachher von möglichst allen Pferdetypen zu absolvieren sein muss und dann noch von der Schwierigkeit her passen muss. Es war spannend zu sehen wie viel Einsatz am Ende dazugehört bis ein Geländeritt stattfinden kann, das ist einem als Reiter sonst gar nicht so bewusst. Wir haben letztes Jahr in Westerstede als Vorbereitung an einer Turnierfachleutetagung teilnehmen können, wo wir schon viel Input von sehr erfahrenen Aufbauern im theoretischen und auch im praktischen Bereich erhalten haben. Dieses Jahr konnten wir während des CCI in Hamm-Rhynern die Prüfung ablegen, die sich aus schriftlichen und praktischen Teilen zusammensetzt und neben Fachwissen auch viel Verständnis und Gefühl für den Aufbau einer Geländestrecke und deren Einschätzung abverlangt. Es war beruhigend zu sehen, dass die Auflagen an die Prüflinge dementsprechend hoch sind da man als Geländeaufbauer auch eine hohe Verantwortung hat. Ich bin froh, dass ich den Grundstein legen konnte und freue mich in den nächsten Jahre noch mehr Eindrücke sammeln zu können. Insgesamt hat diese Ausbildung meinen Blick auf eine Geländestrecke und deren Bau nochmal erweitert.“

Sven Lux: „Meine Motivation war schon dadurch gegeben, dass ich selbst bereits als Turnierveranstalter erste Erfahrungen mit dem Aufbau gesammelt habe. Nun darf ich eben die Jungpferdeprüfungen und Einsteigerprüfungen selbst bauen und konnte auch im Lehrgang nochmal einiges Neues dazulernen. Derzeit haben wir einfach nicht viele Parcoursbauer in Schleswig-Holstein, und auch deutschlandweit sind es nicht allzu viele. So kann ich mir da als Berufsreiter auch ein zweites Standbein vorstellen. Ich habe sehr viel Spaß am Aufbau und kann nun auch mal einspringen, wenn jemand fehlt oder jemand ausgefallen ist. Später, spätestens wenn ich nicht mehr aktiv im Sattel bin, werde ich sicherlich auch vermehrt in den Geländeaufbau einsteigen. Ich war überrascht, dass diese Möglichkeit nun so kurzfristig geschaffen wurde. Normalerweise ist der Weg bis zur Abschlussprüfung ja doch recht lange. Durch die Erleichterung des verkürzten Verfahrens für Bundeskaderreiter und Landestrainer konnte ich aber jetzt die Möglichkeit schon so früh nutzen. Als aktive Reiter haben wir entsprechend schon einige Geländestrecken gesehen und geritten und konnten somit schon einige praktische Erfahrung mitbringen. In der Fachleutetagung konnten wir dann noch viele neue Dinge lernen und sehen. Toll war auch, dass die Prüfung trotz der Probleme, die die Corona-Zeit mit sich brachte, ablegen konnten. Martin Plewa hat uns unheimlich viel von seinen Erfahrungen und Ideen weitergegeben, er hat das ganze Projekt auch maßgeblich initiiert und unterstützt. Und ich sehe das genauso wie er- wir, die jetzt aktiv im Sport reiten und viel von den aktuellen Turnieren haben, sollten auch an die Zukunft des Sports denken und ihn auch später weiter aktiv begleiten und voranbringen. Nun haben wir mit der abgelegten Prüfung die Möglichkeit, uns schon einmal einzubringen und Erfahrung zu sammeln. Aber ich muss auch sagen, die Vorbereitung hat uns wirklich auch nochmal einiges an Wissen eingebracht, was den Geländeaufbau und unser Verständnis dafür angeht. Martin Plewa hat uns optimal auf die Prüfung vorbereitet, wofür wir ihm alle drei sehr dankbar sind. Praktisch mussten wir eine vollständige Geländestrecke abnehmen, einmessen und beurteilen. Zudem hatten wir eine mündliche Prüfung zu den Bestimmungen der LPO und eine recht ausführliche schriftliche Prüfung. Ich kann es den Buschreitern, die sich dafür interessieren, nur ans Herz legen diese Weiterbildungsmaßnahme anzugehen.“

Jérôme Robiné – Caprice Encore / Sopot 2020 / Bild: Karl Lohrmann
Sven Lux

Bandit 436 Felix ETZEL / Deutsche Meisterschaften Vielseitigkeit 2020 Luhmühlen ©Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter

***Adventskalender: 31. Dezember***

Neue Bestimmungen für Starts in internationalen Prüfungen