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Absage der Europameisterschaften 2021

Ein Kommentar von Martin Plewa

Viele Reiter zeigten sich bereits enttäuscht über die Entscheidung der FEI, die Europameisterschaften im kommenden Jahr abzusagen. Für die Vielseitigkeitsreiter hätte sie im französischen Haras du Pin stattgefunden. Die Begründung: Der Termin würde mit den nun verlegten Olympischen Spielen kollidieren. Martin Plewa, ehemaliger Championatsreiter, ehemaliger Bundestrainer und amtierender FEI Offizieller in den schwersten Prüfungen der Welt, hat dazu Stellung genommen.

 

Es betrifft mich überhaupt nicht persönlich, aber doch den Reitsport, dem ich nun seit mehr als  60 Jahren verbunden bin:

die Nachricht, dass im nächsten Jahr die EM in den Olympischen Disziplinen ausfallen, hat mich mehr als geschockt.

Ich halte diese Entscheidung für völlig falsch und ein Schlag ins Gesicht der Reiter/innen, die sich gerne auf diese EM vorbereitet und daran teilgenommen hätten. Diese Entscheidung ist gegen die Interessen und die Entwicklung des Leistungssports gefällt worden und die wesentlichen Leidtragenden sind Athleten/innen, die für eine Teilnahme in Frage gekommen wären.

Ich war bisher davon ausgegangen, dass unsere Fachverbände und auch die FEI sich FÜR den Sport einzusetzen haben, für die Reiter, die Pferdebesitzer und alle, die den Sport unterstützen.

Die Argumentation der FEI, Olympia und EM – Termine lägen zu nahe aneinander, ist hergeholt und vorgeschoben und höchstens ein Eingeständnis der Unfähigkeit der FEI, auf solche Situationen im Sinne des Reitsports und der Reiter/innen schnell und entschlossen zu reagieren.

Zum einen hätte man zunächst versuchen können, die EM-Veranstaltungen neu zu terminieren (z.B. in den September zu legen). Mit Terminverschiebungen müssen wir auch in diesem Jahr umgehen können.

Zum anderen wäre es meines Erachtens überhaupt nicht nötig, dass die (jetzt nur) drei Olympiapferde pro Team auch noch bei den EM starten müssen. Ich behaupte, dass die für Olympia zugelassenen Nationen auch noch weitere geeignete Paare benennen können, die für einen EM-Start in Frage kommen können. Weiterhin gibt es ja auch europäische Nationen, die sich unter den bestehenden Regeln nicht für Olympia qualifizieren konnten, für die aber eine EM-Teilnahme ein zusätzlicher Anreiz sein könnte, die in Frage kommenden Reiter/innen für ein Championat zu motivieren und damit auch den Anreiz für eine weitere Entwicklung des Leistungssports in ihrem Land zu gewährleisten. Nahe liegender Weise lähmt der Ausfall von Saisonzielen die Motivation von Reitern und Pferdebesitzern, wird sich aber auch auf Veranstalter auswirken, die nun nicht mehr mit der Teilnahme von Championatsreitern werben können. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an die Auswirkungen des Olympiaboykotts 1980, der vielen Sportlern/innen einmalige Chancen in ihrem Leben gestohlen und sie demotiviert hat. Heute denkt man im Sport allgemein etwas anders und mehr an die positiven Auswirkungen einer funktionierenden internationalen Sportwelt, nur die FEI hat das wohl nicht mitbekommen. Schade, aber für mich unverzeihlich.

Es gibt sicher weitere Argumente dafür, dass die EM 2021 stattfinden können, zumal die Einschränkungen in diesem Jahr schon sehr erheblich waren und sich nicht unnötigerweise noch auf die Saison 2021 auswirken sollten. Auch die Pferdebesitzer müssen sich ärgern: wie viele Jahre dauert es und wie viel Geld kostet es, ein Pferd in den Hochleistungssport zu bringen, um dann nur vergleichsweise kurz, vielleicht 5 bis 6 Jahre dort auf dem höchsten Leistungsniveau zu verbleiben? Ein Pferdeleben ist nun mal deutlich kürzer als das Leben eines Menschen.

Zur Bewältigung solch vergleichsweise banaler Herausforderungen (noch nicht einmal Probleme) wie Terminnähe braucht es nur entschlossene und für den Sport und die Reiter/innen agierende Personen, die aus meiner Sicht im FEI-Büro und in der Administration der FEI wohl nicht ausreichend vorhanden sind.

Ich würde mir im Sinne der Reiter/innen und des Leistungssports wünschen, dass alle Federationen mit ihren verantwortlichen Trainern sich massiv dafür einsetzen, dass die EM im Jahre 2021 doch stattfinden. Gerne auch in Deutschland, unsere Topveranstalter würden das hinbekommen.

Martin Plewa

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