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They did it! Deutschland ist Mannschaftsweltmeister und Julia Krajewski wird Vize-Weltmeisterin

Nach Aachen und Caen nun auch in Pratoni del Vivaro: Deutschland hat sich nach 2006 und 2014 mit einer wahnsinnig überragenden Mannschaftsleistung zum Weltmeistertitel gesprungen.

Das finale Springen hatte es in sich und konnte kaum spannender sein. Die morning session der Paare zeigte, wie anspruchsvoll der Kurs ist. Viele mussten einige Abwürfe hinnehmen, vier und mehr gefallene Stangen waren keine Seltenheit. Und auch die Zeit spielte noch dazu eine Rolle.

Schon im ersten Block schafften es nur vier Paare, in dem hoch und technisch anspruchsvoll aufgebauten Kurs fehlerfrei zu bleiben. Eines davon: Unser erstes Mannschaftspaar Christoph Wahler und Carjatan S. Sie konnten eine stilistisch herausragende Parcoursrunde drehen, Carjatan sprang und galoppierte kraftvoll und sicher. Dies war die Grundlage dafür, dass sie sich am Ende bis auf Rang 22 verbessern konnten.

Zuvor beendete schon Einzelreiterin Alina Dibowski mit Barbados ihr Championatsdebüt bei den Senioren, sie hatten heute 4 Abwürfe und mussten noch 0,8 Minuspunkte aus der Zeit mitnehmen. Auf Platz 45 beenden sie das Championat im Mittelfeld.

Nach der Mittagspause sollte es dann so richtig spannend werden, die top 25 sattelten ihre Pferde zum Springen. Den Anfang für das deutsche Team machte Sandra Auffarth mit Viamant du Matz, ein Paar, das für seine Stärke im Parcours bekannt ist. Doch heute war nicht ganz ihr Tag. Nach einem guten Auftakt wirkte Mad etwas unkonzentriert, es kamen untypische 3 Abwürfe zusammen, die das Team vorerst sogar aus den Medaillenrängen warf. Plötzlich war das Ergebnis von Christoph und Carjatan nicht mehr das Streichergebnis. In der Endabrechnung wurde Sandra mit ihrem Fuchswallach 23.

Julia Krajewski und Amande de B’Neville galoppierten in das vollständig gefüllte Stadion ein, so selbstbewusst und energisch als hätten sie vorher sagen wollen- das bringen wir hier nach Hause. Und sie lieferten ab! In herausragender Springmanier, kraftvoller Galoppade und mit stilistischem Hochgenuss brachten sie eine Nullrunde ins Ziel, die das Stadion zum Beben brachte. Deutschland war wieder im Rennen um die Mannschaftsmedaillen und hatte nun erst einmal vorgelegt. Auch für Julia, bis dato noch Fünfte der Einzelwertung, könnte dies noch eine Einzelmedaille bedeuten.

Deutschland, USA, Neuseeland und Großbritannien lagen so nah beieinander, nahezu nach jedem Ritt wechselte die Rangierung und somit auch die Nation, die das Nachsehen in Sachen Medaillenvergabe hat.

Oliver Townend und Ballaghmor Class ritten als bis dato Viertplatzierte ein, doch 4 Abwürfe machten nahezu alle Medaillenhoffnungen der in den letzten Jahren unschlagbaren Briten zunichte.

Für die USA galoppierten Tamra Smith und der DSP-Wallach Mai Baum ins Stadion, er sprang gut, doch auch bei ihnen fiel die Stange am fehlerträchtigen Oxer mit der Nummer 5. Ein weiterer Fehler gesellte sich hinzu- das schob sie in der Einzelwertung zurück und schaffte ein Polster für die nun in Führung liegenden Deutschen. In diesem Moment war Julia Krajewski auch schon die Bronzemedaille der Einzelwertung sicher.

Yasmin Ingham ging zwar für Großbritannien an den Start, doch sie war bei ihrer Championatspremiere als Einzelreiterin aufgestellt worden. Mit Banzai du Loi konnte sie eigentlich nicht mehr verlieren, sie hatte in der Dressur mit Platz 3 und einer fehlerfreien Runde im Gelände schon richtig abgeliefert. Als sei das nicht genug, ritt sie heute noch (fast schon lässig) fehlerfrei durch den Parcours und setzte Michael Jung damit noch einmal mehr unter Druck.

Michael Jung und fischerChipmunk FRH hatten es in der Hand- Gold für die Mannschaft, Gold in der Einzelwertung, und das mit dem Rekordergebnis von -18,8. In der Dressur war dies schon das Zweitbeste Ergebnis in der WM-Geschichte, den Rekord hält noch immer Bettina Hoy seit 2002 (Jerez de la Fontera), wo sie mit Woodsides Ashby -13,9 (umgerechnet in das heutige Reglement) vom Viereck brachte. Michael Jung hatte ohne Rekordergebnis aber noch immer einen Abwurf gut, ohne seinen zweiten Einzeltitel nach 2010 zu gefährden. Die Stange fiel zum Ende des Parcours, am Einsprung der dritten zweifachen Kombination, Hindernis 11a. Die Mannschaft hatte weiterhin 2 Abwürfe auf die USA in der Hand, das sollte reichen, bisher reicht es ihm auch für Einzel-Gold.

Doch dann passierte etwas, womit wohl kaum einer gerechnet hatte: Die letzte Distanz zur luftig gebauten Planke wurde etwas groß, Chipmunk sprang zu flach und die oberste Planke fiel zu Boden. In dem Moment konnte die 25-jährige Yasmin Ingham es kaum fassen- sie war als Einzelreiterin zu ihrer Championatspremiere angereist und würde als neue Weltmeisterin nach Hause fahren und damit die Nachfolge ihrer Teamkollegin Ros Canter antreten.

Und der Jubel im deutschen Team ebbte nicht ab- zwar hatte Michael Jung gerade sein Einzel-Gold verloren, mit seiner Runde aber den Mannschafts-Weltmeistertitel gewonnen (-95,2). Und Julia Krajewski war nun Vize-Weltmeisterin, Einzel-Silber mit ihrer Amande de B’Neville nach dem letztjährigen Olympia-Sieg. Was für eine Erfolgskarriere nach dem holprigen Championatseinstieg in Rio- sie hat es wohl allen bewiesen, dass mit ihr zu rechnen ist.

Und was für einen Einstand hat das deutsche Team damit seinem neuen Trainerstab um Bundestrainer Peter Thomsen beschert, die Disziplintrainer Rodolphe Scherer ( Gelände), Marcus Döring (Springen) und Anne-Kathrin Pohlmeier (Dressur) konnten allesamt mit ihm den ersten Weltmeister-Titel und die Einzelmedaille von Julia Krajewski feiern.

Von Platz 7 nach dem Gelände bis hin zur ersten Championatsmedaille seiner langen, hocherfolgreichen Karriere ging es für Tim Price, der mit dem Hannoveraner-Wallach Falco damit auch noch Bronze für das Team aus Neuseeland (-100,7) gewinnen konnte. Team-Silber ging an die US-Mannschaft (-100,3). Das Nachsehen hatten um -0,2 die Briten (-100,9).

 

Übrigens hat Yasmin Ingham im letzten Jahr noch den Klassiker in Blenheim gewonnen, den heute die deutschen WM-Reservisten Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch K vor Dirk Schrade mit Casino als deutschen Doppelsieg für sich entscheiden konnte.

 

Alle Ergebnisse

Ergebnisse Einzel

Ergebnisse Mannschaft

PRATONI – FEI Eventing World Championship 2022
KRAJEWSKI Julia (GER), INGHAM Yasmin (GBR), PRICE Tim (NZL)
Siegerehrung / Prize giving ceremony
Einzelweltmeister / Individual Champion,
Teilprüfung Finale Springen / Final Jumping
Pratoni de Vivaro, Centro Equestre Federale
18. September 2022
© www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz

PRATONI – FEI Eventing World Championship 2022
Team Germany
AUFFARTH Sandra (GER), KRAJEWSKI Julia (GER), THOMSEN Peter (Bundestrainer Vielseitigkeit), WAHLER Christoph (GER), JUNG Michael (GER)
Siegerehrung / Prize giving ceremony
Teilprüfung Finale Springen / Final Jumping
Pratoni de Vivaro, Centro Equestre Federale
18. September 2022
© www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz

Malin Hansen-Hotopp führt weiterhin beim Klassiker in Blenheim

Deutscher Doppelsieg in Blenheim durch Malin Hansen-Hotopp und Dirk Schrade