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***Olympische Spiele: Geländetag mit vielen Überraschungen***

Julia Krajewski auf Medaillenkurs

Um 7.45 Uhr Ortszeit ging es in Tokyo mit dem Geländetag los, um möglichst allen Pferden und Reitern noch erträgliche klimatische Bedingungen zu gewährleisten.

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Gleich die ersten Mannschaftsreiter zeigten, dass der Kurs gut machbar ist, aber er vielerorts seine Tücken hat. Konzentriertes Reiten in guter Kommunikation mit dem Pferd war gefragt, vor allem, wenn man in die Bestzeit reiten wollte.

Nach dem zweiten Dressurtag lag das deutsche Team wieder auf Medaillenkurs, startete von Platz 2 aus in den Geländetag.

Den Auftakt der deutschen Mannschaft machte Julia Krajewski, die im Sattel der 11-jährige Amande de B’Neville sitzt. Schon nach der Dressur brachte sich die Junioren-Bundestrainerin mit Platz 4 in der Einzelwertung auf eine gute Ausgangsposition. Sie ging das Gelände von Anfang an sehr flott und positiv an, „Mandy“ wackelte nicht und blieb strich auf der Linie. Eine harmonische Runde, immer im Rhythmus und gut am Sprung, so wünscht man sich das. Als das Paar eine Sekunde über der Bestzeit die Ziellinie passierte, konnte man Julia ansehen, welche Erleichterung dieser Befreiungsschlag für sie bedeutete. Nachdem die ihre bisherigen Championatsauftritte nicht allzu glücklich verliefen, war Kritik aufgekommen. Das war Julias sportliche Antwort darauf- sie geht von Platz 2 auf Medaillenkurs in die abschließenden Springen. Auch der Mannschaft tat die gute Runde zu Beginn sehr gut.

Vor Julia war bereits der Brite Oliver Townend mit Ballaghmor Class gestartet, er brachte eine Nullrunde ins Ziel- so wie es seine Teamkollegen Laura Collett mit London und Tom McEwen mit Toledo de Kerser es ihm im Verlauf der Prüfung gleichtaten. Unangefochten gehen die Briten als führende Mannschaft in das Springen um die Mannschaftsmedaillen. Aber auch um die Einzelmedaillen werden sie ein Wörtchen mitzureden haben.

Sandra Auffarth und Viamant du Matz folgten als zweites deutsches Paar. Auch sie begannen positiv, Mad zeigte sich hochmotiviert. Doch diese Motivation ließ sich für Sandra nicht immer in die richtigen Bahnen lenken, zeitweise musste sie doch deutlich parieren, um den Fuchswallach auf der Spur zu halten. Dies gelang ihr auch bis zum Hindernis 13, einem der vier Wasserkomplexe. Doch da passierte es, nach einem großen Einsprung ins Wasser wurde Mad zu stark und lief über die linke Schulter an der Ecke 13c vorbei. 20 Minuspunkte für Sandra und fürs Team. Mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfte sich die ehemalige Weltmeisterin durch den weiteren Geländekurs, zumindest wenige Minuspunkte aus der Zeit sollten hinzukommen. Das gelang ihr auch, bei 7:51 Minuten stoppte die Uhr, trotz Vorbeiläufer nur 6 Sekunden über der Bestzeit. Dennoch, das Team fiel auf Rang 5 zurück.

Bundestrainer Hans Melzer: „Alle waren toll vorbereitet. Julia vorneweg hat als Pathfinder eine tolle Runde gedreht. Sandras Pferd war ein bisschen stark, sprang leider etwas zu früh und zu groß aus dem Wasser und bekam die Linie zur Ecke nicht mehr.“ (Quelle: fn-press)

Nun lag es an Michael Jung, der als vorletzter Starter überhaupt den Abschluss für die deutsche Mannschaft machte. Er selber lag nach der Dressur in Führung im Sattel von Chipmunk. Wie an der Schnur gezogen galoppierte das Paar durch den Cross, auch wenn die Temperaturen inzwischen wohl merklich gestiegen waren. Immer strich auf der Linie ließ das Paar die Geländestrecke in ähnlicher Weise selbstverständlich und leicht aussehen, wie zuvor schon Julia und Amande.

Doch plötzlich tauchten in der Anzeige 11 Minuspunkte auf- ein MIM System hatte an Hindernis 14c ausgelöst. Lässig galoppierten die beiden innerhalb der Bestzeit über die Ziellinie. Leider rutscht er in der Einzelwertung dadurch auf Platz 6 ab, in der Einzelwertung ist es nun Rang 10. Derzeit läuft aber noch ein Einspruch, der prüfen soll, ob das Sicherheitssystem bei seinem Ritt ordnungsgemäß eingesetzt war.

Michael Jung ist natürlich enttäuscht, aber nimmt die Aufgabe sportlich. „Chip war super drauf und ließ sich toll reiten. Er war richtig fit und gut vorbereitet, galoppierte den ganzen Kurs über sehr gut und mit Leichtigkeit in die Zeit. Nach dem Oxer berührte er die Ecke, an dem das Mim System verbaut wurde. Aber das war keine Berührung, bei der ich damit gerechnet habe, dass das Sicherheitssystem auslöst. Das hat es auch erst gemacht, als ich schon gute drei Galppsprünge weiter war- da hörte ich auf einmal den überraschenden Knall. Natürlich ist das jetzt erst einmal enttäuschend, aber morgen ist ein neuer Tag, da greifen wir nochmal richtig an.“

Schade, wenn diese Sicherheitssysteme, die zur Verhinderung von gefährlichen Stürzen auch bei diesem Geländeritt natürlich sehr wertvoll waren, im Sport letztendlich solche Entscheidungen treffen. Eine Bestrafung, wenn durch das Auslösen ein schwerer Sturz verhindert, ist natürlich sehr sinnvoll. Wir hoffen dass das Ganze noch ein happy end mit sich bringt.

Insgesamt war der Geländetag ereignisreich, brachte aber zumeist gute Bilder für den Sport. Die etwas schwächeren Reiter schätzten sich und ihre Pferde oftmals selbstkritisch genug ein, um hier und da die angebotenen, leichteren Alternativwege zu wählen. Leider verletzte sich das Pferd Jet Set des Schweizers Robert Godel so schwer, dass er aufgrund von starker Lahmheit eingeschläfert werden musste. Ein tragischer Unfall und ein tragischer Verlust für den Reiter und die Pferdebesitzer, der bitte nicht wieder den ganzen Sport in Verruf bringen soll.

Folgende Rangierung steht nun vor dem abschließenden Mannschafts- und Einzelspringen (wenn der Einspruch bei Michael Jung keinen Erfolg haben sollte):

1. Oliver Townend (GBR) mit Ballaghmor Class, -23,60
2. Julia Krajewski mit Amande de B’Neville, -25,20
3. Laura Collett (GBR) mit London, -25,8
4. Tim Price (NZL) mit Vitali, -26,8
5. Kazuma Tomoto (JPN) mit Vinci de la Vigne, -27,5
6. Tom McEwen (GBR) mit Toledo de Kerser, -28,9
7. Andrew Hoy (AUS) mit Vassily de Lassos, -29,6
8. Christopher Six (FRA) mit Totem des Brecey, -31,2
9. Shane Rose (AUS) mit Virgil, -31,7
10. Michael Jung (GER) mit Chipmunk FRH, -32,4

32. Sandra Auffarth (GER) mit Viamant du Matz, -56,5

Zwischenergebnisse Einzel nach Gelände

In der Teamwertung führt Großbritannien (-78,3) überragend vor Australien (-96,2) und Frankreich (-97,1). Vor Deutschland auf Platz 6 (-114,2) rangieren zudem noch Neuseeland als Vierter (-104,0) und die USA als Fünfte (-109,40).

Zwischenergebnisse Mannschaft nach Gelände

Heute nacht um 2.30 Uhr deutscher Zeit beginnt die Verfassungsprüfung für alle Paare. Um 10 Uhr deutscher Zeit startet der erste Mannschaftsreiter in den Springparcours der über die Medaillenvergabe der Mannschaften entscheidet. Ab 13.45 Uhr beginnt dann die Einzelentscheidung mit einem zweiten Springparcours für die besten 25 Paare der Einzelwertung.

Traurige Nachrichten aus Tokyo

***Olympische Spiele: Update zu Michael Jung***