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Interview mit Kai Rüder

„Olympia kann ich immer“

Vor ein paar Wochen noch wurde der Beginn der Olympischen Saison mit Spannung erwartet. Nun sind die Turniere schon bis in den Sommer hinein abgesagt worden und die Olympischen Spiele in das Jahr 2021 verlegt. Wir haben uns mal bei den Vielseitigkeitsreitern umgehört, was sie aus der Situation machen.

Heute: Kai Rüder

Kai Rüder- Colani Sunrise / Aachen 2019 / Bild: Agentur datenreiter- Lutz Kaiser

buschreiter: Kai, nach deiner letztjährigen Teilnahme beim 5* Klassiker und Mannschafts-Gold bei den Europameisterschaften stand dieses Jahr eigentlich ganz im Zeichen der Olympischen Spiele. Nicht nur diese sind ins nächste Jahr verschoben, auch alle bisherigen Turniere fielen der Corona-Pandemie zum Opfer. Wie ist die derzeitige Situation für dich?

„Mein Hauptpferd Colani Sunrise kommt in sein bestes Alter und kann auch in den nächsten Jahren noch genügend laufen.

Für die Nachwuchspferde und Reiter wünsche ich mir zumindest nationale Turniere in der 2. Saisonhälfte. Sie dürfen gerne einfacher strukturiert sein, um die Kosten für alle Seiten gering zu halten. Ohne Turniere wird es auch kaum einen Pferdehandel geben.

Wenn die Olympiade im nächsten Jahr stattfinden kann, ist es für mich kein Problem. Ich würde mich drauf freuen.

…Olympia kann ich immer….“

 

buschreiter: Ihr lebt auf der Insel Fehmarn und betreibt eine Reitschule. Wie geht es da momentan für euch weiter?

„Unser Reitbetrieb ist rein vom Tourismus abhängig. Selbst wenn wieder Unterricht stattfinden darf, lohnt es sich für uns erst wieder, wenn die Gäste auf die Insel reisen dürfen. Wir halten die Kosten gering. Die Schulpferde stehen, wie auch im Winter, in einem Offenstall. Sie haben somit genügend Auslauf und benötigen zumindest keine Eisen….

Sollten die Gäste in diesem Jahr nicht kommen dürfen, müssen wir auf jeden Fall den Bestand verringern. Für uns entfällt dann ein wesentlicher Betriebszweig.“

 

buschreiter: Wie trainierst du aktuell deine Pferde?

 

„Wir haben tolle Ausreitmöglichkeiten und nutzen diese umfangreich.  Ansonsten bilden wir unsere Pferde weiter aus. Ähnlich wie im Winter,  profitieren unsere Pferde von dieser Arbeit zuhause auf unserer Anlage. Sobald das Unterrichten wieder erlaubt ist, hätten wir die Möglichkeit, Schüler mit eigenen Pferden aufzunehmen und zu trainieren.“

 

buschreiter: Natürlich hat sich diese Situation so niemand gewünscht. Aber sie bringt ja auch Dinge mit sich, die vielleicht ganz positiv sind. Was siehst du für dich als solches an?

„Ich persönlich habe schon immer gerne viel Zeit mit meiner Familie und Freunden verbracht, und mir dieses auch so eingerichtet.

Jetzt können wir uns allerdings nicht frei bewegen und sind in vielen Dingen eingeschränkt.

Diese krasse Situation ist jedoch nur ein Beispiel für einige unserer gesellschaftlichen Probleme, wie z. B. die Flüchtlingssituation, die Umweltproblematik und unser Umgang mit Ressourcen. Gelöst werden kann dies nur durch Verhaltensänderungen jedes Einzelnen und der gesamten Gesellschaft.

Diese Probleme zu beheben erfordert weitaus mehr Anstrengungen, als unsere derzeitigen Einschränkungen. Nur wenn sich etwas Grundlegendes in unserem Verhalten und unserer Einstellung ändert, haben wir wieder die Chance auf Freiheit.

Ansonsten werden weitere Seuchen, Umweltkatastrophen und Wirtschaftskrisen unser Leben beeinflussen. Die Natur hat ihre eigenen Hilfsmittel……“

 

Vielen lieben Dank für deine Worte. Bleib gesund- und wir hoffen, wir sehen dich bald wieder über die Geländestrecken galoppieren!

Kai Rüder- Colani Sunrise / Badminton 2019/ Bild: Tim Wilkinson- www.eventingimages.com

Kai Rüder – Colani Sunrise / WEG Tryon 2018 / Bild: Lutz Kaiser – agentur datenreiter

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