Sie sind morgens schon häufig vor den Teilnehmern am Turnierplatz und nach Prüfungsende nicht selten die Letzten auf der Geländestrecke. Sie verbringen den ganzen Tag im Freien, egal ob es regnet, hagelt oder ob die Temperaturen die 30 Grad Marke knacken. Für all die Strapazen erhalten sie als Dankeschön meist eine Verpflegungstüte und im Idealfall auch die Wertschätzung durch die Teilnehmer und Veranstalter – denn ohne die Hindernisrichter (liebevoll auch HiRis genannt) sowie den Control würde keine Geländeprüfung stattfinden können. Warum sich trotz der teils widrigen Bedingungen viele Ehrenamtler während der Saison Wochenende für Wochenende auf den Weg zu den entlegensten Feldern und Wäldern der Republik machen, um dort bei den Vielseitigkeitsveranstaltungen zu helfen erzählt die IGV Rheinland HiRi Koordinatorin Birgit Wetzels im Buschreiter-Interview.
Buschreiter.de: Welche Aufgabe hat eigentlich ein Hindernisrichter?
Birgit Wetzels: Der Hindernisrichter sorgt dafür, dass sein Geländehindernis die ganze Prüfung über für alle Reiter möglichst im selben Zustand bleibt, und dass die Strecke für die Teilnehmenden immer passierbar bleibt. Man hat meist die ganze Zeit über etwas zu tun und ist damit beschäftigt den Bereich um das Hindernis und den Sprung selbst sicher zu halten. So müssen die Zuschauer aus den Gefahrenzonen herausgehalten werden, der Boden muss gepflegt werden, es wird evtl. gefilmt, MIM-Sprünge müssen kontrolliert werden und natürlich werden Fehler über Funk an den Control gemeldet. Insbesondere bei Stürzen ist es ganz wichtig, dass die Hindernisrichter immer in Kontakt mit dem Control bleiben und Anweisungen entgegennehmen und umsetzen wie z.B. das Stoppen von Reitern auf der Strecke. Hindernisrichter haben schon eine gewisse Verantwortung in ihrer Position, aber bei zweifelhaften Entscheidungen wird immer der Kontakt mit den Richtern aufgenommen, welche dann die Situation noch einmal abschließend bewerten. Am Ende müssen aber die Reiter in der akuten Situation am Sprung selbst entscheiden, ob sie den Sprung korrekt innerhalb der Fahnen überwunden haben. Hindernisrichter dürfen dazu keine unmittelbare Auskunft an die Reiter auf der Strecke geben.
Buschreiter.de: Wie wird man Hindernisrichter?
Birgit Wetzels: Es gibt keine verpflichtenden Prüfungen für Hindernisrichter, aber regelmäßige Schulungen sind wichtig. Diese werden häufig von den Interessengemeinschaften Vielseitigkeit (IGVs) der Landesverbände oder von den Veranstaltern selbst angeboten. Am Ende ist es wichtig auf dem Turnier Praxiserfahrung zu sammeln. Unerfahrene Hiris setzen wir meist an einen Sprung zu erfahrenen Kollegen. Wenn man da gemeinsam einen Tag lang als Hindernisrichter arbeitet, dann bekommt man schon einen ganz guten Eindruck und gewinnt an Erfahrung. Von Vorteil ist es natürlich auch, wenn man Vorkenntnisse im Bereich Vielseitigkeit hat und vielleicht schon einmal selbst eine Geländeprüfung geritten ist. Das ist allerdings kein Muss. Wir freuen uns immer über neue Interessenten die sich engagieren, denn wir können nie genug HiRis haben. Je mehr Helfer bei den Geländeprüfungen vor Ort sind, desto sicherer ist es am Ende auch für alle Teilnehmenden und die Zuschauer.
Buschreiter.de: Was sind die Aufgaben des Control, damit die Geländeprüfung auf dem Turnier für alle sicher und regelkonform ablaufen kann?
Birgit Wetzels: Derjenige der den Control macht sitzt in der Regel bei den Richtern auf dem Richterwagen und nimmt die Funksprüche der der Hindernisrichter entgegen. Vor dem Start des Geländetages weist man die Hindernisrichter ein und gibt klare Verhaltensanweisungen. Als Control muss man die Geländestrecke und mögliche Gefahrenstellen gut kennen. Man ist derjenige der im Fall einer Streckenblockierung durch Sturz oder andere Probleme das Stoppen anweist und auch den Re-Start koordiniert. Solange auf der Strecke alles glatt läuft, es keine Stürze gibt und keine Sprünge beschädigt sind hat man erstmal wenig zu tun. Wenn es aber zu Problemen kommt muss man schnell koordinieren und Entscheidungen treffen. Im Zweifelsfall spricht man sich aber immer mit dem TD und den Richtern ab. Bei gefährlichem Reiten entscheiden z.B. immer die Richter über eine Herausnahme des Reiters. Die Kommunikation läuft über verschiedenen Funkkreise ab. In der Regel gibt es einen Funkkreis für die Richter, einen für die Sanitäter und einen für die Hindernisrichter. Wenn all diese Komponenten gut ineinander verzahnt funktionieren, dann kann der Geländetag für alle Beteiligten sicher ablaufen.
Buschreiter.de: Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um auf dem Turnier als Control fungieren zu können?
Birgit Wetzels: Wichtig ist, dass man auch in kritischen Situationen Ruhe bewahrt und den Überblick behält. Auf dem Richterwagen ist oft viel los und es wird an verschiedenen Stellen gesprochen, sodass man sich gut fokussieren und auch belastbar sein muss, um alles im Überblick zu behalten und Unwichtiges auszublenden. Man muss sehr bestimmt sprechen und klar formulierte Ansagen machen. Es gibt keinen klaren Weg wie man Control wird, aber häufig findet man in diese Position über die Tätigkeit als Hindernisrichter. Am Ende ist es auch bei diesem Job wie bei den HiRis ein Learning by Doing Prozess und man lernt es am besten über eine Hospitation bei einem erfahrenen Control.
Buschreiter.de: Warum macht es Spaß sich in diesen Funktionen ehrenamtlich in die Vielseitigkeit einzubringen?
Birgit Wetzels: Man muss schon etwas verrückt sein, um diesen zeitlichen Aufwand regelmäßig auf sich zu nehmen. Aber ich engagiere mich gerne für den Sport und möchte die Vielseitigkeit unterstützen. Die Leute sind alle sehr nett und es macht Spaß sich regelmäßig zu treffen und so auch ganz nah am Sport dran zu sein. Man hat den ganzen Tag das Funkgerät am Ohr, verfolgt das Geschehen sehr aufmerksam und bekommt so auch einfach viel mit was an einem Geländetag so los ist. Highlights sind natürlich dann auch die ganz großen Turniere wie Luhmühlen oder Aachen, bei denen erfahrene HiRis dabei sein können. Ohne Hindernisrichter gäbe es keine Vielseitigkeit, daher kann ich nur alle Interessierten dazu auffordern beim Vielseitigkeitsveranstalter in ihrer Nähe oder der IGV des Landesverbandes anzufragen. Man wird in der Regel mit offenen Armen empfangen und kann schon bald als HiRi erstmals dabei sein.
Wir bedanken uns für das interessante Interview bei Birgit Wetzels von der IGV Rheinland und sagen an dieser Stelle auch ein riesengroßes DANKE an alle Hindernisrichter und ehrenamtlich engagierten Freunde der Vielseitigkeit, ohne die keine Geländeprüfung stattfinden könnte!
