Am 30. Mai feiert Hans Melzer (Salzhausen), Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter, seinen 70. Geburtstag.
Von frühester Jugend an bestimmen Pferde das Leben von Hans Melzer. So beendet der gebürtige Kasseler 1975 schon nach kurzer Zeit sein Betriebswirtschaftsstudium, um bei Albrecht von Bredow auf Gut Westenried eine Bereiterlehre zu absolvieren. Ein Jahr später kam er nach Warendorf, wo er bereits an Bundeswehrsportschule gewesen war, und von Wolfgang Feld, damals Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter, und Willi Schultheis den letzten Schliff erhielt. Während dieser Zeit nahm er mit dem Hannoveraner Salut (v. Senior – Ratsherr xx) 1975 und 1977 an den Europameisterschaften in Luhmühlen bzw. Burghley teil. Ab 1978 war er als Nachwuchsführungskraft für das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) tätig, bevor er 1980 die Führung der Landesreitschule Weser-Ems in Vechta übernahm. Von dort führte sein beruflicher Weg ihn erstmals nach Luhmühlen, wo er als Betriebsleiter gemeinsam mit dem späteren Mannschafts-Olympiasieger Claus Erhorn die Anlage des Pferdezucht- und Reitvereins managte. Ende 1985 ließ sich Melzer als Ausbilder in einem Vielseitigkeitsstall in Neu-Wulmstorf nieder. 1986 begleitete er die deutschen Pony-Vielseitigkeitsreiter zu deren Premieren-EM in Schweden und war von 1989 bis 1998 Bundestrainer der Pony-Vielseitigkeitsreiter. Unter seiner Leitung sicherten sich die U16-Reiter neun Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Bereits 1997 verlegte er seinen Wohnsitz erneut nach Luhmühlen, um dort wieder die Leitung des Ausbildungszentrums Luhmühlen zu übernehmen. Im selben Jahr nahm er mit Man Of Brass letztmals selbst an Deutschen Meisterschaften teil.
2001 übernahm er das Amt des Bundestrainers der Vielseitigkeitsreiter und betreute zunächst gemeinsam mit dem Briten Chris Bartle (bis Ende 2016) das Training der Vielseitigkeitsreiter. Nach anfänglichen Rückschlägen gelang es dem Trainer-Duo, dank individueller Sichtungswege, zahlreicher Auslandseinsätze, der Einbeziehung sportwissenschaftlicher Methoden, teambildender Maßnahmen und nicht zuletzt einer großen Portion Humor und Optimismus die deutschen Vielseitigkeitsreiter zurück an die internationale Spitze zu führen. Seit 2006 konnten deutsche Mannschaften zwei Weltmeistertitel (2016, 2014) sowie vier Europameistertitel (2011, 2013, 2015, 2019) und zwei Mal Gold und einmal Silber bei Olympischen Spielen in Folge (2008, 2012, 2016) gewinnen. 2012 wurde Hans Melzer als erster Pferdesportler vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit dem Titel „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Nachdem die Olympischen Spiele um ein Jahr auf verschoben wurden, verlängerte Hans Melzer seinen ursprünglich bis Ende 2020 geltenden Vertrag um ein Jahr, um seine Reiter in Tokio zu coachen.
Text: fn-press