Sie hat zahlreiche Vielseitigkeitsfans verzaubert und war insbesondere in den Jahren 2021 und 2022 eines der besten Buschpferde der Welt. Ende 2023 gab Julia Krajewski bekannt, dass Mandy nach einer Verletzung nicht wieder in den Sport zurückkehren wird. Buschreiter.de widmet Amande de B’Neville einen Rückblick auf ihre Karriere mit vielen kleinen und großen Highlights.
Die Selle Français Stute stammt von Oscar des Fontaines ab, der selbst über 10 Jahre im internationalen Springsport unter anderem mit Penelope Leprevost bis 1,50 m hocherfolgreich unterwegs war. Sie erblickte am 23. April 2010 bei ihrem Züchter Jean-Babtiste Thiebot im französischen Benoîtville nahe des Ärmelkanals das Licht der Welt. Auf dem Hof des französischen Erfolgszüchters stehen über 100 Pferde, darunter auch die Mutter von Amande ,,Perle de B’Neville” die wiederum vom Selle Français Vererber Elan de la Cour abstammt. Aus ihm gingen mehrere international erfolgreiche Spring- und Vielseitigkeitspferde hervor. Myriam Meylemans, die auch Opgun Louvo und Samourai du Thot entdeckte, sah die junge Stute in Frankreich und kaufte sie. Die 6-jährige Mandy kam in Beritt zu Julia Krajewski nach Warendorf und konnte bei ihrem Auftritt in einer Geländepferdeprüfung Klasse A* in Kamp-Lintfort mit 8,5 gleich die goldene Schleife mit nach Hause nehmen. Nach einigen weiteren Erfolgen in Geländepferdeprüfungen der Klasse A und L folgte im Juli des gleichen Jahres bereits der erste internationale Auftritt des Paares im rheinischen Hünxe. Dort konnte sich die Stute gleich bei einem großen Starterfeld in der CIC1* (heute CCI2*-S) an neunter Stelle platzieren. Auch in Langenhagen holte sie im gleichen Jahr noch eine Schleife auf CIC1*-Niveau.
Das nächste Jahr startete anders als geplant, denn Mandy hatte einen Unfall in der Führmaschine infolgedessen sie die erste Hälfte der Saison 2017 zumindest sportlich verpasste. Mitte des Jahres startete sie wieder durch und neben Myriam Meylemans gehörten nun auch Professor Bernd Heicke und Julia Krajewski zur BG Amande. Während Julia in diesem Sommer durch ihre Bundestrainerfunktion für die Junioren bei deren Europameisterschaften in Millstreet und durch ihre eigene Nominierung für die Europameisterschaften in Strzegom mit gleich zwei Pferden viel unterwegs war, übernahm ihr damaliger Partner Christoph Wahler einige Turniereinsätze von Mandy. In Hünxe platzierten sie sich beispielsweise in der CIC1* an vierter Stelle. In Hambach folgte im Spätsommer der erste internationale Sieg unter Julia. In ihrer ersten CIC2*-Prüfung (heute CCI3*-S) in Langenhagen platzierte sie sich direkt an fünfter Stelle. In der Zeit war Julia sehr erfolgreich mit den eher drahtigeren Pferden Samourai du Thot und Chipmunk FRH unterwegs. Amande de B’Neville wirkte gegenüber den beiden kalibriger, daher bekam Mandy zu dieser Zeit häufiger den Spitznamen ,,4-Wheeler” oder wurde in Posts auf Social Media mit einem Traktor-Emoji beschrieben.
2018 konnte sie sich auf 2*-Niveau (heute 3*) etablieren und ging in Strzegom im August ihre erste CIC3*-Prüfung (heute CCI4*-S). Ins belgische Waregem reiste sie mit ihrem Stallkollegen Samourai du Thot, der dort die CIC3* für sich entscheiden konnte. Mandy sicherte sich mit Platz 10 ihre erste Schleife auf dem Niveau. Im Herbst 2018 bestreitet Amande ihre erste lange 3*-Prüfung in Boekelo. Von Platz 17 nach der Dressur konnte sie sich mit nur einer Sekunde Zeitüberschreitunng im traditionell starken Starterfeld bis auf Platz 7 vor dem Springen verbessern. Am Sonntag vormittag passiert Mandy den Vet Check ohne Probleme, nachdem sie sich jedoch kurz vor dem Springen nicht gut anfühlte, wurde sie zurückgezogen. Auch hier konnte ihr Boxennachbar Sam die Prüfung gewinnen.
Anfang 2019 wird Chipmunk FRH verkauft und wechselt in den Stall von Michi Jung. Nun ist Mandy bereits die Nummer ,,2″ im Stall Krajewski neben Samourai du Thot. Nach zwei Platzierungen auf 3*-Niveau und Platz 5 in einer L-Dressur auf Kandare reist Mandy mit Sam ins Mutterland der Vielseitigkeit und beeindruckt auf dem hügeligen und schwierigen Kurs in der Event Rider Masters Serie bei den Chatsworth Horse Trials mit Platz 4 in der CCI4*-S und gewinnt – für den Vielseitigkeitssport – üppige 6000 Pfund. Danach wurde sie in der zweiten Hälfte der Saison nicht mehr vorgestellt und auch 2020 startete, aus bekannten Gründen, deutlich später als sonst üblich. Insgesamt ging Amande in der Saison viermal international an den Start und platzierte sich in Strzegom und Arville jeweils in der CCI4*-S. Ende 2020 ging Mandy dann in ihrer ersten langen 4*-Prüfung in Strzegom an den Start, jedoch verhindern 20 Strafpunkte am drittletzten Hindernis die ansonsten mögliche vorzeitige formelle Olympia-Qualifikation für Tokio.
Nachdem Samourai du Thot nach einer Infektion ein Augenlicht verliert, entschließt sich Julia Anfang der olympischen Saison dazu, ihn aus dem Sport zu verabschieden. Nun ruhen alle Hoffnungen in Richtung Tokio auf Mandy, die sich in den letzten Jahren vom manchmal noch etwas starken ,,Traktor” zu einer Löwin entwickelt hat, die in allen drei Disziplinen Top-Ergebnisse liefern kann und, so scheint es, selbst einen ungeheuren Ehrgeiz in sich hat. Jedoch sind die gerade einmal drei Teamstartplätze für Tokio stark umkämpft und auch die formelle Qualifikation in einer langen Prüfung fehlt zu Beginn der olympischen Saison noch. Nach einem Einsteig in Radolfzell ging die Reise ins französische Saumur, wo sie sich in ihrem Geburtsland mit Überlegenheit und ihrem Dressurergebnis von -24,7 Punkten den Sieg in der CCI4*-L sicherte. Anfang Juni wird das Paar auf die Longlist gesetzt und die letzte Sichtung findet im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen statt. Dort fällt nach einer makellosen Runde im Gelände eine Stange am drittletzten Sprung: Platz 5. Damit sind sie drittbeste Deutsche hinter Michi Jung mit Chipmunk FRH und Sandra Auffarth mit Viamant du Matz. Bereits wenige Minuten nach dem abschließenden Springen in Luhmühlen wird die Shortlist für Tokio bekanntgegeben: Julia und Mandy sind dabei!
Einige Wochen nach der Nominierung startet in Warendorf die Quarantäne und am 18. Juli flogen die deutschen Pferde von Liège aus in Richtung Asien. Der Rest ist Geschichte! Als erste Frau überhaupt kann Julia Krajewski im Sattel von Queen Mandy olympisches Einzelgold in der Vielseitigkeit gewinnen. Während bei anderen Pferden im zweiten Springen um die Einzelplatzierung hier und da allmählich die Kraft fehlt, springt Mandy wie von einem anderen Stern – Entschlossen und fit. ,,Ich hatte das Gefühl, sie weiß, worum es geht”, sagt ihre Reiterin später in einem Interview. Unvergessen ist auch ihr besonderer Empfang nach der Rückreise in Warendorf, als sie völlig relaxed vom LKW über den roten Teppich zu den Tönen der Boygroup Westlife ,,Oh Mandy” in Richtung der mit Leckereien befüllten Schubkarre spazierte. Das Ganze gesäumt von zahlreichen Fans mit Deutschlandfahnen.
Nach dem olympischen Sommermärchen erhält Mandy ihre wohlverdiente Pause, jedoch verlief der Start des WM Jahres nicht wie geplant: Mandy verletzte sich auf der Weide und konnte nicht planmäßig in die Saison starten. Durch den durch Corona verschobenen Rhythmus, stand direkt im Jahr nach Olympia die WM im italienischen Pratoni an. In Radolfzell absolvierte sie außer Konkurrenz die Dressurprüfung und startete etwas verspätet, jedoch dafür sehr überlegen mit einem Sieg beim Pfingstturnier in Wiesbaden in das Jahr 2022. Mit zwei weiteren Top-Platzierungen beim CHIO in Aachen und bei der letzten Sichtung in Le Pin au Haras sichern sie sich erneut einen Platz im Championatsteam für Deutschland. Im italienischen Pratoni del Vivaro hatte Mandy dann, ohne dass es jemand ahnen konnte, mit gerade einmal 12 Jahren ihren letzten ganz großen Auftritt, doch was für einen: Mit zwei blitzsauberen Runden im Gelände und im äußerst selektiven Springen sichert sie ihrer Reiterin den Titel der Vize-Weltmeisterin und dem deutschen Team sogar die Goldmedaille.
Für das Jahr 2023 wurden die beiden erneut in den Olympia-Kader berufen und jeder hoffte auf mehr tolle ,,Mandy-Momente.” Jedoch wurde es still um die Stute und bei den Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen gab Krajewski bekannt, dass sie an einem Hufproblem herumlaboriere. Zum Ende des Jahres 2023 postete Julia auf ihrem Social Media Kanal schließlich, dass Mandy aufgrund des Hufproblems nicht wieder in den Sport zurückkehren wird und in Zukunft hoffentlich noch die Mama einiger Fohlen werden soll. Sie genießt aktuell viel Zeit auf der Weide neben ihrem früheren Stall- und Turnierkollegen Samourai du Thot.
Goodbye Mandy!