Auch wenn in den letzten Wochen der Spitzensport im Fokus der Berichterstattung stand und der Öffentlichkeit gezeigt wurde, wie schön und vielfältig unser Sport sein kann, so wollen wir nicht die Menschen vergessen, die den sportlichen Weg für viele begeisterte Reiterinnen und Reiter auf ehrenamtlicher Basis ebnen. Ein herausragendes Beispiel in der Buschszene ist Elmar Siepmann, der, Dank seines unermüdlichen Engagements, mithilfe der Vereinsmitglieder des RV Hamm-Rhynern sowohl Veranstaltungen für die Jüngsten als auch internationale Vielseitigkeitsturniere auf CCI4*-S Level ausrichtet.
Buschreiter.de: Wie sind Sie dazu gekommen, mit Ihrem Verein regelmäßig, und mittlerweile auf höchstem Niveau Vielseitigkeitsturniere auszurichten?
Elmar Siepmann: Ich wollte früher immer viel reiten, hatte aber im Grunde nie eigene Pferde. Ich habe jedoch immer Pferde mitgeritten und wollte unbedingt Vielseitigkeit reiten. Praktisch, bin ich dann aber kaum Busch geritten. Bis L war ich da erfolgreich, nie höher. Aber in der Dressur und im Springen bin ich selbst bis S geritten und habe dann auch eine Zeit lang als Reitlehrer gearbeitet. Dadurch bin ich dann auch immer mehr zur Geländeausbildung gekommen und mache das auch immer noch recht viel, da es da ja nur recht wenige Trainer gibt, die das anbieten. Teilweise komme die Schüler von weit her angefahren, um hier im Gelände zu reiten. Mittlerweile arbeite ich aber hauptberuflich als Lehrer am Gymnasium in Soest für Mathematik und Physik. An den Wochenenden und nach Feierabend bin ich aber meistens auf den Reitplätzen und Turnieren als Reitlehrer, Parcourschef oder TD unterwegs.
Buschreiter.de: Wann begann das Kapitel Vielseitigkeit beim RV Rhynern?
Elmar Siepmann: Schon immer. Also solange ich im Verein bin, und das ist jetzt schon ziemlich lange, gibt es Vielseitigkeit. Das gab es immer im Rahmen der Kreisgeländeritte, und wir haben immer A-Vielseitigkeiten ausgerichtet. Früher muss es sogar schonmal eine M-Vielseitigkeit gegeben haben. Das war aber lange vor meiner Zeit. Wir haben irgendwann einen Neuanfang gemacht, weil die Geländestrecke früher auf dem Hof Schulze-Buxloh war. Dann wurde dort aber eine Reithalle gebaut, der Platz wurde zu eng und das Wasser stand nicht mehr zur Verfügung. Danach haben wir dann hier auf der jetzigen Vereinsanlage angefangen. Im ersten Jahr haben wir ein E-Gelände ohne Wasser angeboten. Dann haben wir uns im Grunde ungefähr alle drei Jahre um eine Klasse gesteigert. Bis wir jetzt bei vier Sternen angelangt sind.
Buschreiter.de: Was ist der Antrieb des Vereins, diese ganzen Prüfungen auszurichten und immer wieder etwas Neues ins Prüfungsangebot aufzunehmen?
Elmar Siepmann (schmunzelnd): Meistens treibe ich sie an. Wir sind sportlich orientiert und waren auch immer vielseitig orientiert. Dann hat es sich einfach weiterentwickelt. Da ich Lehrer bin, haben wir die Sommerferien intensiv genutzt und die letzten zwei Wochen vor dem Turnier im Prinzip die kompletten Tage zur Vorbereitung genutzt. Das ist nicht immer einfach, weil wir viele große Veranstaltungen haben. Dieses Jahr auch ein bisschen zu viele vielleicht. Aber es hat sich halt so ergeben. Wir hatten erst das Himmelfahrtsturnier. Das ist eigentlich unser traditionell größtes Turnier mit Springen bis Klasse S. Dann haben wir das Dressurturnier bis Grand Prix mit einigen kleinen Geländeritten. Dann hatten wir das internationale Vielseitigkeitsturnier und in diesem Jahr noch am darauffolgenden Wochenende das Bundesnachwuchsschampionat. Das ist uns ja noch zugelaufen. Und dann haben wir im September noch das Provinzialturnier. Das ist das Landesturnier in Westfalen mit vielen Mannschaftsprüfungen, was ja auch immer einen großen Stellenwert hat. Da wurde ich angesprochen, dass es vor 100 Jahren zum ersten Mal in Hamm ausgerichtet wurde. Da habe ich gesagt, das haben wir schon verstanden. Also machen wir das in diesem Jahr auch noch. Aber im Prinzip hat sich bei uns vieles aus der Mannschaftsreiterei entwickelt, da der Verein dadurch das Geländereiten unterstützt hat.
Buschreiter.de: Wer gehört alles zum Team?
Elmar Siepmann: Als Erstes unser Vorsitzender Albert Steghaus natürlich. Meine Frau Stefanie betreut die Meldestelle. Ewald Ebel, Herbert Ebel und Jan Engeler bilden das Aufbauteam. Mein Konzept ist grundsätzlich so, dass ich hier viel Gelände-Ausbildung mache. Und dass sich im Grunde diejenigen, die hier trainieren, auch verpflichten, mitzuhelfen auf dem Turnier. Sodass wir das irgendwie gestemmt kriegen. Wir haben nach dem großen Vielseitigkeitsturnier ein ganz tolles Aufräumen gehabt, das war fantastisch. Morgens waren 15 Leute da und wir hatten abends alle Sprünge, die Flaggen und die Deko eingesammelt. Aber ansonsten sind wir halt wirklich einfach ein ganz normaler ländlicher Reitverein, wo wir halt in den letzten Jahren immer ein kleines bisschen mehr gemacht haben.
Buschreiter.de: Was wären denn noch Träume und Wünsche für die zukünftige Entwicklung? Gibt es weitere Visionen?
Elmar Siepmann: Im Moment nicht. Im Moment haben wir jetzt vier Sterne erreicht. Das ist erstmal gut. Aber es gibt ja immer wieder was Neues. Man denkt ja auch immer, man hat so ein Programm, was man jetzt einfach die nächsten Jahre macht. Und dann kommt wieder etwas dazwischen, wie zum Beispiel das Bundesnachwuchschampionat oder das Provinzial-Turnier. Oft ist es so, dass dann etwas anderes nicht passt und wieder was gedreht werden muss. Immer wenn sich was verändert, sehe ich das positiv. Weil daraus kann man Verbesserungen ziehen. Aber erstmal müssen wir das aktuelle Programm stabilisieren und das weiterhin gut machen.
Vielen Dank für das ausführliche Interview!
Wir freuen uns auf viele weitere Veranstaltungen beim RV Rhynern und bedanken uns bei allen Ehrenamtlichen in den Reitvereinen, die im großen oder kleinen Rahmen in ihrer Freizeit unseren schönen Sport unterstützen.