Schultern zurück beim Reiten – warum ist das so wichtig?
Viele von uns gehen gebeugt durch ihren Alltag. Durch vieles Sitzen bei der Arbeit verändert und verkürzt sich die Muskulatur. Dadurch gewöhnt man sich eine ungesunde Haltung an und es kommt zu Beschwerden, Schmerzen und Blockaden im Rücken oder im Schulter- und Nackenbereich. Hinzu kommt, dass der Schulter-Nackenbereich sehr sensibel ist und nicht nur auf Monotonie und einseitige Bewegungen reagiert, sondern auch schnell auf (emotionalen) Stress. Gerät man unter Anspannung zieht man automatisch die Schultern nach oben. Unsere Körperhaltung ist der Spiegel unserer Gemütslage. Man könnte auch sagen, Schultern lügen nicht, denn sie sind ein dominanter Körperteil, der sich nicht verstecken lässt. Eine gebeugte Haltung signalisiert Zurückhaltung und Unsicherheit, Niedergeschlagenheit oder Zweifel. Ein Schulterzucken drückt Ahnungslosigkeit aus. Eine aufrechte Haltung dagegen mit zurückgenommenen (breiten) Schultern strahlen Selbstbewusstsein, Sicherheit und Souveränität aus. Athleten, Superhelden, starke Menschen werden beispielsweise immer mit einer Silhouette mit breiten Schultern stilisiert. Man spricht schließlich auch von einer „starken Schulter“.
Reiten fördert die aufrechte Körperhaltung
„Die meisten von uns haben bedingt durch den Lebensstil – viel Sitzen am Schreibtisch und gebeugt über dem Smartphone – eine gekrümmte Haltung“, betont Benjamin. „Deshalb ist Reiten so ein moderner Sport: Es fördert eine gesunde aufrechte Körperhaltung. Wenn ich mich in den Sattel setze, mache ich mich groß, ich öffne mich – im Idealfall sitze ich locker und aufrecht. Das sieht nicht nur besser aus als eine gebeugte Haltung, wenn ich mich groß mache, hat das auch Auswirkungen auf mein Unterbewusstsein. Ich signalisiere Selbstbewusstsein.“
Im Sattel haben zurückgenommene Schultern nicht nur eine mental positive Wirkung, sondern auch ganz praktische, unmittelbare Auswirkungen. Denn die Schultern und Schultergelenke sind ganz entscheidend dafür, ob ein Reiter geschmeidig sitzen und effektive, differenzierte und bedachte Hilfen geben kann. Das Ideal sieht so aus: Der Reiter nimmt seine Schultern natürlich und zwanglos so weit zurück, dass sich seine Brust leicht wölbt, die Oberarme hängen entspannt aus den Schultern am Körper nach unten und die Unterarme sind leicht angewinkelt, was eine unverkrampfte Zügelhaltung ermöglicht. Im Seitenbild kann beim Dressursitz ein Lot gefällt werden: Ohr, Schulter, Hüfte Absatz. Das lockere Wechselspiel der Bauch- und Rückenmuskulatur sorgt dafür, dass die Haltung stabil und ruhig ist.
Blockaden beeinflussen die Bewegung des Pferdes
Wenn wir eine Blockade im Oberkörper haben, beeinflusst das, was mit unseren Händen und Zügeln passiert und schlussendlich beeinflusst es, wie sich das Pferd bewegt und wie es reagiert. Hält sich der Reiter in den Schultern fest, blockiert sein Schultergelenk und er kann seine Hände nicht mehr unabhängig vom Oberkörper vor sich tragen. Darunter leidet die feine Zügeleinwirkung. Und nicht nur das: Die Verspannungen aus der Schulterpartie ziehen sich häufig über die gesamte Brustwirbelsäule bis nach unten in die Mittelpositur. An seiner Haltung kann man während des Reitens arbeiten, parallel dazu verbessern gezielte Übungen am Boden die Beweglichkeit in den Schultern und die Haltung der Wirbelsäule, um eine lockere Arm- und Handhaltung zu erreichen. Mit mentalem Training kann man außerdem seine innere Einstellung positiv beeinflussen.
3 Übungen um deine Schultern besser zurückzunehmen
Mit diesen drei DressurFit®-Übungen mobilisierst du deine Schultern und deine Brustwirbelsäule, verfeinerst deine Zügelführung aus lockeren Schultergelenken und beugst Schmerzen im Schulter- und Rückenbereich vor.
ÜBUNG 1: Wall-Slides
Ausgangsposition: Im Halbkniestand an der Wand knien, das aufgestellte Bein hält die ganze Zeit Kontakt zur Wand. Beide Arme sind gerade nach vorne vor die Brust gestreckt und halten ebenfalls Kontakt zur Wand.
Ausführung: Führe den Arm, der an der Wand anliegt, gestreckt über den Kopf und an der Wand entlang nach hinten. Der Kopf dreht mit und schaut der Hand hinterher. Der Oberkörper bleibt stabil und aufrecht.
8 – 10 Wiederholungen pro Seite
ÜBUNG 2: BWS-Rotation im Fersensitz
Ausgangsposition: Nimm den Fersensitz ein und strecke deine Arme und Hände auf der Matte nach vorn. Deine Beine sind hüftbreit auseinander.
Ausführung: Winkel deinen rechten Arm an, lege deine rechte Hand an deinen Kopf und rotiere mit deinem Arm so weit nach oben, dass deine rechte Hand Richtung Decke zeigt. Blicke in deine rechte Handfläche, dein Kopf dreht bei der Übung mit. Dein linker Arm bleibt während der gesamten Übung gestreckt. Dann kehre wieder zurück in deine Ausgangsposition.
Achte darauf, dass dein Becken und deine Hüfte stabil bleiben. Nach 8 – 10 Wiederholungen wechsle die Seite.
8 – 10 Wiederholungen pro Seite
ÜBUNG 3: Floor Angel
Ausgangsposition: In Rückenlage starten, Beine aufstellen, Arme liegen seitlich am Boden mit angewinkelten Ellenbogen.
Ausführung: Schiebe beide Arme langsam nach oben über den Kopf, während Ellenbogen und Handgelenke flach auf dem Boden bleiben und kehre dann zur Startposition zurück. Drücke während der gesamten Bewegung deine Schulterblätter gegen den Boden und spanne deine Bauchmuskulatur an.
Achte darauf, die Arme nur so weit zu bewegen, dass die neutrale Position der Wirbelsäule nicht verloren geht.
8 – 10 Wiederholungen
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