Einen Geländetag wie aus dem Bilderbuch bekamen die ca. 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer am Samstag bei den Badminton Horse Trials geboten. Bei schönstem Sonnenschein galoppierten die 79 Teilnehmerpaare, die sich der Herausforderungen des CCI5*-L Kurses, gebaut von Eric Winter, stellten, durch den Park um das Badminton House. Besonders erfolgreich aus deutscher Sicht waren Christoph Wahler und Jérôme Robiné. Die beiden liegen vor der letzten Teilprüfung auf den Plätzen 6 bzw. 22. Oliver Townend verteidigt seine Führung und geht von der Spitzenposition aus ins abschließende Springen.
„Cooley Rosalent ist mit ihren elf Jahren noch relativ unerfahren und eine sensible Stute – das Gegenteil von Ballaghmor Class und eher scheu gegenüber Menschen“, sagte Oliver Townend nach seinem Ritt, mit dem er mit nur drei Sekunden Zeitüberschreitung seine Overnightleader-Position halten konnte. „Aber je mehr Aufgaben kamen, desto mehr hat es ihr Spaß gemacht, und als wir durch den MARS Lake waren, dachte ich: ‚Jetzt läuft’s.“ Kurzfristig war die Rangierung nach dem Gelände nicht ganz klar, denn die beiden führenden Reiter, Oliver Townend mit Cooley Rosalent, sowie Ros Canter, erhielten jeweils 15 Strafpunkte, weil sie, so zunächst angenommen, die falsche Seite einer Fahne passierten. Die Strafpunkte wurden jedoch später nach Sichtung des Videomaterial durch das Richterkollegium wieder zurückgenommen. Zuvor hatten Gemma Stevens und ihr erstes Pferd Chilli Knight den Großteil des Tages die Führung im Gelände gehalten; sie liegen nun auf dem dritten Platz, einen Abwurf hinter Rosalind Canter. Ros beschrieb das Reiten von Lordships Graffalo („Walter“) im als „ein Privileg“. Sie sagte: „Er liebt es einfach. Wenn er ein Hindernis sieht, kommt er in eine tolle Balance und scheint niemals müde zu werden. Ich würde mich selbst nicht als schnelle Reiterin bezeichnen, aber auf Walter bin ich irgendwie schnell.“
Eine von nur sechs Nullfehlerrunden innerhalb der erlaubte Zeit absolvierte Christoph Wahler mit seinem D’Accord FRH. Mit dieser Leistung katapultierten die beiden sich von Platz 25 nach der Dressur bis auf Platz sechs vor dem abschließenden Springen. Gegenüber Horse & Hound resümierte Christoph Wahler seinen Ritt mit Hannoveraner D’Accord FRH folgendermaßen: ,,Dieses Pferd ist einfach unglaublich im Gelände. All die Arbeit die wir in der Dressur und im Alltag hineinstecken, zahlt sich an einem solchen Geländetag aus. Ich bin überall den direkten Weg geritten, was auch der Plan war, aber an einigen Stellen haben wir einen Galoppsprung mehr gemacht als geplant, an anderen Stellen dafür einen Galoppsprung weniger. Ich habe einfach versucht den Rhythmus aufrecht zu erhalten und ihn auf seinen Füßen zu halten. Er ist so vorsichtig und hoch gesprungen, dass ich zu den Sprüngen wirklich hinreiten musste und in der Landung aufpassen musste. Er ist unglaublich schnell, das war schon immer seine große Stärke. Er ist das schnellste Pferd auf dem ich je gesessen habe.“
Den Pathfinder aus deutscher Sicht machte Jérôme Robiné mit seinem irischen Wallach Black Ice. Das bereits bis 5* platzierte Duo zeigte eine stilistisch tolle Runde und kam frisch und locker mit nur 14,4 Zeitstrafpunkten ins Ziel. Damit konnten sie über 20 Plätze gutmachen und starten von Platz 22 aus in den Finaltag. Nach dem ersten Wasserkomplex am MARS Lake hatte Jérôme bereits ein Lächeln auf den Lippen was verriet, dass sein Ritt mit ,,Benny“ dem 27-jährigen Sportsoldaten ähnlich viel Freude bereitet haben dürfte, wie den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort und am Frenseher zuhause.
Nicolai Aldinger hatte einen langen Tag mit reichlich Wartezeit vor sich, bevor er mit seinem Timmo endlich um kurz nach 16 Uhr britischer Zeit auf die Geländestrecke starten konnte. Die beiden zeigten in ihrer dritten 5*-Prüfung viele gelungene Sprünge und Nico erhält mit Sicherheit den Preis für die akrobatischste Leistung des Tages: An Sprung 21, der Sunken Road sprang Timmo am schmalen und bergauf anzureitenden B-Element im letzten Moment nach links vorbei, sodass Nico aus dem Sattel kam. Nur noch eine Hand und sein linker Fuß waren kurzzeitig auf der linken Seite von Timmo zu sehen. Der Rest des Körpers befand sich eigentlich schon auf dem Weg Richtung Erdboden. Doch der 15-jährige Holsteiner reagierte in diesem Moment besonnen, hielt sofort an und wartete, bis sein Reiter wieder zurück im Sattel geklettert war. Von dort aus beendeten die beiden ihren Ritt mit den 20 Strafpunkten für die Unterbrechung im Gepäck. Hinzu kamen 37,2 Zeitstrafpunkte. Mit -91,1 Punkten rangieren die beiden vor dem Springen auf Platz 55.
Der Pechvogel des Tages war Arne Bergendahl mit seiner 13-jährigen selbstgezogenen ,,Cross Country Machine“ Luthien NRW. Nach einer gelungenen Vorstellung im Dressurviereck gingen die beiden hochmotiviert in ihre Paradedisziplin, das Gelände. Doch nach einem gelungenen ersten Drittel der Strecke strauchelte ,,Lucy“ in der Landung des Hindernisses 10a, dem mächtigen Einsprung in den MARS Lake. Arne versuchte sich noch auszubalancieren, doch die Schimmelstute kam aus dem Gleichgewicht, sodass das bereits bis 5* erfolgreiche Paar ein unfreiwilliges Bad nahm. Mit Sicherheit enttäuscht über das frühe Ende ihres Abenteuers in Badminton, aber wohlauf, verließen die beiden zu Fuß die Strecke.
Sechs der besten sieben Reiter beendeten den Geländetag strafpunktfrei und innerhalb der Optimalzeit von 11 Minuten und 40 Sekunden – an einem Tag, an dem der schwere, aber faire Kurs von Parcoursdesigner Eric Winter den Sport von seiner besten Seite zeigte: mit 44 Nullrunden, darunter mehrere von Debütanten, und 60 Beendigungen bei 79 Startern. Der Einsatz von zahlreichen MIM-Hindernissen konnte einige Stürze verhindern bzw. trug zu einem glimpflicheren Verlauf derer bei.
Der finale Vetcheck findet am Sonntag morgen ab 8:30 Uhr (9:30 Uhr deutscher Zeit) statt. Ab 11:30 Uhr (CET 12:30 Uhr) beginnt der erste Teil der Springprüfung in umgekehrter Reihenfolge zur Rangierung nach dem Gelände. Die Top 20 nach dem Gelände absolvieren ihren Parcours nach der Mittagspause ab 14:30 Uhr (15:30 Uhr) deutscher Zeit.
Das morgige Springfinale verspricht Hochspannung, da Overnightleader Oliver Townend keinen Abwurf Vorsprung auf die aktuell Zweitplatzierte, Ros Canter hat. Beide Reiter haben bereits einmal in Badminton gewonnen – Oliver 2009, Ros 2023 – es dürfte also ein spannender Wettkampf bis zum letzten Sprung werden.
Zwischenergebnisse nach dem Gelände
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Fotos: Lutz Kaiser/ Datenreiter & Patricia Welp