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Sophie Leube springt zum größten Sieg ihrer Karriere

Sophie Leube ist keine Unbekannte im Vielseitigkeitssport. Im Sattel der Stute J’Adore Moi konnte sie am vergangenen Wochenende den Herbstklassiker in Boekelo gewinnen und damit ihrer sportlichen Karriere den Durchbruch verschaffen.

Doch so ganz von ungefähr kam dieser Sieg nicht. Schon im vergangenen Jahr konnte sie in Frankreich mit Sweetwaters Ziethen TSF die Weltmeisterschaften der 7-jährigen Vielseitigkeitspferde gewinnen.

Sophie studierte zunächst nach ihrem Abitur Pferdewissenschaften in Wien und schloss dies mit dem Bachelor ab. Übrigens mit einer interessanten Abschlussarbeit, die sich mit der Entwicklung des Vollblutanteiles der Geländepferde bei den Bundeschampionaten befasst. Im Anschluss daran begab sie sich nach Lindewitt in den Stall von Peter Thomsen. Hier lernte sie vor allem viel rund um die Ausbildung von jungen Pferden und deren Weg in die Vielseitigkeit. „Ich bin ja vorher nur A- und L-Vielseitigkeiten geritten, hatte kein eigenes Pferd. Da bin ich sehr dankbar drum, dass ich so viele gute Pferde reiten durfte und dabei so viel lernen konnte. Direkt im Anschluss begann Sophie dann bei Ingrid Klimke ihre Ausbildung zur Pferdewirtin-Schwerpunkt Reiten, die sie mit Auszeichnung abschloss. 2013 folgte dann der große Schritt in die Selbstständigkeit, sie betreibt in der Nähe von Hamm einen Ausbildungsstall mit aktuell 12 Pferden.

J’Adore Moi baute sie systematisch Schritt für Schritt auf- seit nunmehr sechseinhalb Jahren. 5-jährig kam sie zu Sophie in den Stall und zeigte schon direkt beim ersten Geländeritt, dass sie „etwas ganz Besonderes ist“. Beim ersten gemeinsamen Turnier und der ersten Geländepferdeprüfung der Klasse L für J’Adore zeigte sie gleich ihre ganze Klasse und gewann die Prüfung mit 9,0. Übrigens wiederholte sie das gleich eine Woche später nochmals.

„Dörte war vor allem auf dem Turnier recht schwierig im Umgang, sie war einfach sehr nervös. Satteln und Stollen eindrehen waren beispielsweise immer eine große Herausforderung. Heute geht das, weil wir das ja zum Glück im Stallzelt erledigen können. Wenn sie in Bewegung sein kann, war das alles kein Problem, das ist bis heute noch so. Die Kontrollen vor der Dressurprüfung, die Gamaschenkontrolle der Springprüfung und auch das Abhören nach dem Gelände sind immer noch aufregend für das ganze Team.“

Sophie bildete die 11-jährige Stute selbst aus, sie kam 2015 als Ausbildungspferd zu ihr. Schnell wurde ihr klar, dass dieses Pferd ein besonderes für sie ist. Ihr Mann Ken Bräutigam und sie sicherten sich den halben Anteil an der 5-jährigen Stute gemeinsam mit der Züchterfamilie von Schoen. 7 jährig folgte sie dem Gefühl und konnte mit einem Pool von Freunden und Unterstützern auch die andere Besitzhälfte an J‘Adore sichern – „Es ist toll zu wissen, dass sie damit bei mir bleibt. Für immer!“

Ingrid Klimke, Sophies vormalige Ausbilderin und heutige Trainerin, sagte ihr schon früh, dass J’Adore Moi mal ein Pferd für den Spitzensport werden könnte. „Es passte einfach bei uns. Sie zeigte schnell, wie viel Qualität in ihr steckt und ich habe immer daran geglaubt, dass wir sie auf dem Turnier noch mehr zum Entspannen bringen können.

Das ist in diesem Jahr mehr als geglückt, schon in Luhmühlen wurden sie Sechste bei den Deutschen Meisterschaften und 10. der hochkarätig besetzten CCI4*-S Prüfung, die auch die letzte Sichtung für die Olympischen Spiele bot. „Wir hatten die Saison eigentlich erst mal nur bis Luhmühlen geplant, dass wir danach auf einmal auf der Liste für Tokyo standen, war natürlich schon echt toll. Im Trainingslager sind wir beide noch einmal etwas gewachsen und gereift, das war eine gute Zeit für uns beide.“ Beim Nationenpreis in Arville erwischte das Paar am Geländetag eine Ecke nicht richtig, die erste Verweigerung seit September 2019. „Das lief einfach leider nicht ganz nach Plan, die zwei Vorbeiläufer in Arville waren sehr ärgerlich.“ Ärgerlich auch, weil sich das Paar danach für die Europameisterschaften in der Reservistenliste einreihen musste.

Doch dann zeigten sie, was wirklich in ihnen steckte. In Aachen kamen sie als Dressursieger vom Viereck. „Ich habe mit Ingrid natürlich eine hervorragende Lehrmeisterin auch für das Dressurreiten. Inzwischen kann Dörte die Losgelassenheit auch mit ins Viereck nehmen und bleibt dabei konzentriert bei mir. Sie ist körperlich noch einmal gereift und mental selbstbewusster geworden- ich sicherlich auch, wenn es darum geht, solche Prüfungen wie Aachen und Boekelo zu reiten.“

Nachdem sie Platz 8 aus Aachen mitnehmen konnten, stand der Plan für die letzte Station der Saison: Es sollte nach Boekelo gehen. Zusammen mit Ingrid bereitete sie noch einmal akribisch die Dressuraufgabe vor, Marcus Döring unterstützt sie im Springtraining. „Eigentlich ist es für mich immer noch schwer zu realisieren. Boekelo ist so ein Turnier, da fährt man ja schon mit Ehrfurcht hin, weil es toll ist, dass man da überhaupt mitreiten darf. Mit Reitern wie William Fox-Pitt und Nicola Wilson abzureiten war für mich jetzt auch noch etwas Neues. Ich wusste schon vorher, dass ich mit J’Adore ein unbegrenztes Ausnahmepferd habe und wenn alles zusammenpasst, mal vorne mitspielen könnte. Aber es muss dann eben auch an diesem einen Wochenende in allen drei Disziplinen wirklich alles ausnahmslos zusammenpassen.“ Und das passte es!

„Schon in der Dressur konnte ich alles so abrufen, wie gewollt. In den letzten Minuten wurde sie beim Abreiten etwas nervös, da hatte ich schon kurz etwas Sorgen. Aber in der Aufgabe war sie voll bei mir und präsentierte sich dadurch nur noch etwas ausdrucksvoller- das war ja sogar gut.“

Als Führende ging das Paar dann in den anspruchsvollen Geländekurs und lieferte auch da eine perfekte Vorstellung ab. Clear round in time und stilistisch eine Augenweide!

„Lange Prüfungen liegen uns sehr, die längeren Galoppstrecken zwischen den Aufgaben kommen uns zugute. J’Adore galoppiert einfach gerne im großen Rahmen, da muss ich bei den langen Prüfungen nicht so oft bremsen. Boekelo war schwer genug, sie hatte so immer wieder genug Zeit, zwischen den Aufgaben durchzuatmen und war zum nächsten Hindernis wieder bei mir.

Auch nach dem Gelände waren Sophie und Dörte dann Overnight-Leader. „Das war schon ein irres Gefühl, als letzte in den Parcours zu reiten. Ich war froh und dankbar, dass meine drei Trainer, Marcus, Ingrid und Hans vor Ort waren. Sie alle wissen es, mich positiv zu motivieren und mich auch mental gut zu fühlen. Mit Marcus Döring trainiere ich auch zu Hause, ich fühlte mich im Springen super vorbereitet und wusste, dass J’Adore gut springen kann. Nachdem wir den Parcours sehr bewusst geplant hatten, wo ich engere Wendungen reiten kann, um die Zeit einzuhalten ohne zu viel Risiko einzugehen, habe ich mir gesagt: „ich habe ja eigentlich nichts zu verlieren!“. Null reiten will man ja eigentlich immer, egal in welcher Prüfung. Wir ritten einen ganz konzentrierten und fokussierten Parcours, die ganzen Zuschauer machten sich bei mir erst bemerkbar, als wir dann über den letzten Sprung waren.“

Ein Sprung, der ihre Karriere ein ganzes Stück beeinflussen sollte- er bedeutete den Sieg in Boekelo, vor der Ikone der Vielseitigkeit William Fox-Pitt, Europameisterin Nicola Wilson und Ingrid Klimke.

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