Der gebürtige Hesse und bis zur CCI5*-L erfolgreiche Vielseitigkeitsreiter Kai-Steffen Meier lebt mittlerweile seit über 10 Jahren mit seiner Frau Lara de Liedekerke-Meier, seinen beiden Kindern Chiara und Arthur sowie zahlreichen Pferden auf dem großzügigen Hof im belgischen Arville. Während er vor einigen Jahren noch in erster Linie professioneller Reiter war, haben sich seine Prioritäten über die Jahre etwas verschoben: Aktuell legt der 42-jährige seinen Fokus auf das Training und die Ausbildung von Vielseitigkeitsreitern bis auf Championatsniveau und ist außerdem in ganz Europa als einer von nur sechs Level 3 Course Designern aus Deutschland bis zur CCI4*-L gefragt. ,,Nebenbei“ schwingt er sich jedoch auch immer wieder in den Sattel und konnte beispielsweise 2025 als bester Deutscher eine Platzierung bei der WM der siebenjährigen Vielseitigkeitspferde in Le Lion D’Angers holen. Mit Buschreiter sprach er im Interview über seinen Werdegang zum Course Designer, aktuelle Projekte und seine Sicht auf die Entwicklungen des modernen Vielseitigkeitssports.
Buschreiter.de: Was würden Sie sagen ist aktuell Ihr „Hauptjob“? Course Designer, Reiter, Trainer, oder Vater?
Kai-Steffen Meier: ,,Am Ende ist es immer ein bisschen von allem und die Schwerpunkte ändern sich auch über das Jahr hinweg, aber gerade jetzt im Winter versuche ich schon konsequent die Vaterrolle nach vorne zu stellen. Coach bin ich das ganze Jahr über, gerade auch durch meine Tätigkeit als Trainer für das belgische Vielseitigkeitsteam. Doch auch als Course Designer gibt es im Prinzip das ganze Jahr über etwas zu tun. Aktuell arbeite ich schon intensiv an der Planung für die Kurse der kommenden Saison.“
Buschreiter.de: Wie sieht ein typischer Tag im Hause de Liedekerke-Meier aus, wenn Sie mal zuhause sind?
Kai-Steffen Meier: ,,Wenn wir mal zuhause sind, dann machen wir alles was in der Zwischenzeit liegen geblieben ist und genießen es ein bisschen Ruhe für das Familienleben zu haben. Ich habe immer viel Spaß daran alles um die Anlage herum in Schuss zu halten und ohne Zeitstress mit meinem Sohn an Geländehindernissen zu bauen.
Buschreiter.de: Wie kamen Sie zur Laufbahn als Course Designer?
Kai-Steffen Meier: ,,Das hat sich über die Jahre nach und nach entwickelt. Eine Schlüsselfigur war dabei sicher Rüdiger Schwarz. Wir kennen uns schon sehr lange. Er hat mich einige Male mitgenommen als er aufgebaut hat. Diese Seite des Sports hat mich direkt fasziniert und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich wusste dann eigentlich ziemlich schnell, dass ich das auch selbstständig machen will. Rüdiger war auch gleich ganz angetan von der Idee, hat mich dann immer öfter mitgenommen und mich weiter unterstützt. Als ich dann meine ersten eigenen Kurse gebaut habe, konnte ich ihn dann jederzeit anrufen. Er ist vorbeigekommen und hat mir Feedback und Tipps gegeben. Es hat mir am Anfang sehr viel Sicherheit gegeben, dass er als sehr erfahrener Course Designer nochmal drüber geschaut hat bevor es losging. Als Reiter und Trainer will ich es immer so gut wie möglich machen und beim Course designen ist es im Prinzip das Gleiche.“
Buschreiter.de: Was sind Ziele für Sie persönlich als Course Designer und für den Sport?
Kai-Steffen Meier: ,,Aktuell habe ich das FEI Course Designer Level 3 mit dem ich bis CCI4*-L bauen darf. Darüber hinaus gibt es noch das Level 4 für CCI5*-L und Championate. Das reizt mich natürlich schon, aber da habe ich keinen Zeitstress. 2026 werde ich in Badminton und Luhmühlen als Assistant Course Designer fungieren, um auf dem allerhöchsten Niveau weiter an Erfahrung zu gewinnen. Nächstes Jahr möchte ich nochmal mehr 4*-Prüfungen bauen. Mein persönliches Highlight ist dabei natürlich unser Heimturnier in Arville mit einer CCI4*-L und einer CCI4*-S Prüfung. Aber auch Turniere mit weiterzuentwickeln finde ich sehr reizvoll, wie zum Beispiel im schwedischen Strömsholm, wo die Veranstalter im kommenden Jahr auf ihrem tollen und auch sehr historischen Gelände erstmals eine CCI4*-S Prüfung ausrichten wollen.
Außerdem freue ich mich immer wenn Reiter nach der Prüfung zu mir kommen und sagen, dass sie und/oder ihre Pferde auf dem Kurs etwas gelernt haben, auch wenn vielleicht noch nicht alles sofort geklappt hat. Oft ist es ja so, dass es ein toller Kurs war wenn man gewonnen hat und bei denen es nicht geklappt hat, war der Aufbauer schuld. Aber alle Kurse bis in den 4*-Bereich hinein haben Ausbildungscharakter und ich freue mich immer sehr, wenn die Reiter das, unabhängig von der Platzierung, auch so sehen.
Meiner Meinung nach ist es außerdem so, dass wir bei allen Entwicklungen in der Vielseitigkeit nie vergessen dürfen wo der Sport herkommt und ich versuche immer ein rundes Gesamtkonzept umzusetzen mit einer Kombination aus modernen Abfragen, aber auch einigen großen Sprüngen. Dibo hat einmal zu mir gesagt, dass einer meiner Kurse der modernste Old Fashioned Kurs war, den er je gesehen hat. Das fand ich ein sehr schönes Kompliment. Aber man muss auch ganz klar sagen, dass es immer etwas gibt das man besser machen könnte. Ich empfinde es aus Sicht des Course Designers als eine Herausforderung auf der einen Seite einen sportlichen Wettkampf zu kreieren bei dem sich die Paare messen können und auf der anderen Seite so verantwortungsvoll dem Reiter und vor allem auch den Pferden gegenüber zu sein, dass alle am Ende des Tages gesund und motiviert wieder nach Hause fahren. Meine Philosophie dabei ist es, viel mit Feedback zu arbeiten und die eigene Arbeit auch immer wieder zu hinterfragen. Beispielsweise gab es mal eine Prüfung die ich evtl. doch etwas zu schwer aufgebaut habe. Das hat mich im Nachhinein lange nicht losgelassen und ich habe den Kurs und die Leistungen der Starter im Nachhinein engmaschig in Zusammenarbeit mit EquiRatings analysiert. Gerade im 1* und 2* Bereich gibt es so viele externe Faktoren die zu Fehlern führen, wie z.B. Aufregung oder Unerfahrenheit der Reiter oder Pferde, sodass diese Kurse nicht an sich schwierig sein müssen, um das Starterfeld am Ende zu selektieren.“
Buschreiter.de: Wie schauen Sie auf aktuelle Regelveränderungen im internationalen Vielseitigkeitssport? Wie ist z.B. Ihre Einstellung zur aktuellen Regelung der 15 Punkte für eine Missed Flag?
Kai-Steffen Meier: ,,Ich verstehe den Wunsch, dass die Regelung einfach werden und für die Zuschauenden nachvollziehbarer sein soll. Allerdings bin ich mir aus der Praxis heraus unsicher, ob das so einfach umzusetzen ist. Mit Blick auf andere Sportarten würde ich mir mehr Transparenz in der Auswertung wünschen. Aktuell ist es ja so, dass die Entscheidungen meist aufgrund von Videos getroffen werden, dessen Aufnahmen jedoch unter Verschluss bleiben. Im Rugby oder Fußball ist es ja beispielsweise so, dass wichtige Momente als Replays nochmal gezeigt werden, so jede Entscheidung transparent gemacht wird und die Zuschauenden auch daran teil haben können. Das würde ich mir für unseren Sport auch wünschen. Unabhängig davon bin ich jedoch der Meinung, dass es schon einen qualitativen Unterschied darin gibt, ob man es schafft eine schwierige Eckenkombination zu überwinden ohne die Fahnen umzunieten oder ob die Fahnen fallen. Da ist die reiterliche Leistung für mich schon eine andere.“
Buschreiter.de: Haben Sie noch sportliche Ziele, die Sie selbst im Sattel erreichen möchten?
Kai-Steffen Meier: ,,Ich bin aktuell an einem Punkt der mir sehr gut gefällt, denn ich steige jetzt wieder in den Sattel wie vor 20 Jahren, nämlich einfach weil ich Spaß daran habe. Ob es nochmal weiter nach oben geht, weiß ich allerdings noch nicht. Wenn man 4* reiten will, dann braucht man dafür doch etwas mehr Ruhe und Zeit.
Lara hatte sich Ende 2024 die Schulter gebrochen und ich bin in der Zeit ihre Pferde vermehrt geritten. Ihre Stute Rita (Jungle Drum) habe ich sehr gemocht und bin sie dann auch weiter geritten. Irgendwann habe ich dann mitbekommen, dass ich für Montelibretti genannt wurde. Beim Turnier habe ich dann erstmal einige Sprüche kassiert, weil mein Jackett so alt war. Irgendwie hat sich die Saison dann Stück für Stück entwickelt, auch wenn das Ziel Le Lion zu Beginn des Jahres noch gar nicht richtig auf der Agenda stand. Mittlerweile steht ein grober Plan für die kommende Saison und ich werde nach der Winterpause sehen, wie sich die verschiedenen Aufgaben miteinander vereinbaren lassen.“
Buschreiter.de bedankt sich herzlich für das ausführliche Interview und freut sich in der kommenden Saison auf neue interessante Geländekurse aus der Feder von KSM!


