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HKM Bundeschampionate: Vielseitigkeitspferde Casanova und Kasparow holen die Titel

Der Holsteiner Casanova ist neuer Bundeschampion hat fünfjährigen Vielseitigkeitspferde. Mit Ben Leuwer (Wachtberg) im Sattel sicherte er sich den Titel vor CoolTonic mit Julia Krajewski (Warendorf) und Daroca De Rioja, vorgestellt von Libussa Lübbeke (Wingst). Bei den Sechsjährigen setzten sich dank einer überragenden Geländerunde der Hannoveraner Kasparow und Calvin Böckmann (Warendorf) durch. Titelverteidiger Booze Buddy wurde mit Pia Leuwer Zweiter, Lady Ciacomo, geritten von Vanessa Bölting (Münster), folgte auf Platz drei.

Wenn man in allen drei Disziplinen Spitzenleistungen abliefert, dann wird man auch mit einem satten Abstand von fast zwei ganzen Zählern Bundeschampion! Und genau das tat Casanova, vorgestellt von Ben Leuwer: In der Finalqualifikation mit der Wertnote 8,2 als Sechster schon gut unterwegs, meldete der mit besten Holsteiner Spring-Genen ausgestattete Cascadello I Sohn (MV: Contender) bereits im Parcours der finalen Vielseitigkeitsprüfung Titel-Ambitionen an: 8,6! Und dass er auch Dressur kann, zeigte der braune Wallach mit einer 8,4 – der zweitbesten Runde – im Viereck. Auch final im Cross lief alles nach Plan. Die Juroren, Dietmar Hogrefe, Robert Sirch und Hans Melzer, vergaben nicht nur eine außerordentlich 9,5 als Gesamtnote, sondern darüber hinaus viel Lob für die kraftvolle, energisch abfußende Galoppade, das überdurchschnittliche Springvermögen und die Rittigkeit – „die besser nicht hätte sein können“ (10,0). Züchter des neuen Titelträgers der fünfjährigen Buschtalente ist Reimer Detlef Hennings aus Bendorf, Besitzer von Casanova ist Professor Bernd Heicke.

Was für eine fulminante Aufholjagd: CoolTonic, glanzvolle Siegerin der Finalqualifikation und dort mit der Höchstnote 10,0 für ihre Rittigkeit ausgezeichnet, zeigte sowohl im Springen als auch in der Dressur ordentliche, aber keine überragenden Leistungen, so dass man sie vorm abschließenden Cross eigentlich nicht mehr so ganz weit vorne erwartet hatte. Auch ihre Reiterin und Mitbesitzerin Julia Krajewski (B: BG F. Plagmann und J. Krajewski) hatte schon vor dem Finale geunkt „Eigentlich ist es für das Finale kein gutes Omen, wenn man die Quali gewinnt“, sagte die Olympiasiegerin von Tokio. Dann aber zog die kleine dunkelbraune Crusoe-Tochter (MV: Templer GL xx) aus der westfälischen Erfolgszucht von Helmut Bergendahl (Hamminkeln) alle Register und schrammte im Gelände mit einer Runde wie aus dem Lehrbuch und einer sensationellen, doppelt zählenden 9,8 als Bewertung nur um Haaresbreite am Optimum vorbei: Vize-Championesse – und zwar eine mit ganz viel Perspektive.

Bestes Springblut führt ebenfalls die Bronzemedaillistin Daroca De Rioja. Die Hannoveraner Stute zeigte unter ihrer Mitbesitzerin Libussa Lübbeke (B: Annelie u Dr. Martin Lübbeke) zunächst ein herausragendes Springen (8,4 – zweitbeste Wertung) und eine solide Dressur (7,7). Auf der doppelt bewerteten Geländestrecke gab die dunkelbraune Diacontinus-Tochter (MV: Con Sherry) aus der Zucht von Georg Ludzuweit (Oberndorf) dann nochmal richtig Gas und glänzte mit einer 8,8 als drittbester Bewertung. Damit durfte sie sich nicht nur über einen Platz auf dem Podest freuen, sondern auch über den auch bei den Vielseitigkeitspferden vergebenen Tierschutzpreis. Während der äußerst professionellen Vorbereitung habe das Pferd den Einklang des gesamten Team widergespiegelt, so das Urteil der Jury.

Fast hätte Ben Leuwer noch ein Pferd aufs Treppchen pilotiert – für den Zweiten der Finalqualifikation (8,6), Chocorado, reichte es dann aber „nur“ für Platz vier: Der dem internationalen Springpferdezuchtverband Oldenburg angehörende Conthargos-Sohn aus einer Diarado-Mutter (Z: ZG Eva und Axel Hartmann, B: Axel Hartmann) zeigte in keiner der Disziplinen Schwächen und performte mit 8,4 im Springen, 8, 3 in der Dressur und 8,5 im Gelände gleichmäßig stark.

Mit Alf PH war Pia Leuwer ihrem Mann und dessen Chocorado dicht auf den Fersen und schaffte es in die Top Five. Auch der Alaba-Nachkomme (MV: Luis le Bon) aus der Zucht und im Besitz von Katrin Ackermans-Völkel sammelte durchweg gute Noten im Parcours (8,2) und im Viereck (7,6) und zog sein hohes Leistungsniveau in der entscheidenden Geländepferdeprüfung der Klasse L mit einer 8,6 als Bewertung für eine tolle Runde durch.

Angetreten zum diesjährigen Bundeschampionat der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde waren in diesem Jahr 46 Pferde, die zunächst in einer Geländepferdeprüfung der Klasse A an den Start gingen. Die 18 Besten von ihnen qualifizierten sich direkt fürs Finale. Hier standen jeweils eine Dressurpferdeprüfung und eine Springpferdeprüfung der Klasse A sowie die finale Geländepferdeprüfung auf L-Niveau auf dem Programm. „Wir haben in diesem Jahr wieder eine Reihe von tollen, doppelt veranlagten Pferden gesehen, die zum großen Teil hervorragend vorgestellt worden sind“, zeigte sich Bundestrainer Peter Thomsen mit dem Lot der fünfjährigen Talente sehr zufrieden. Nun gelte es, diese in Deutschland zu halten und weiter zu fördern. „Es zeigt sich immer wieder, dass die guten Nachwuchspferde in den richtigen Händen ihren Weg an die Spitze finden“, so Thomsen.

Ergebnisse Finale der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde

Sechsjährige Vielseitigkeitspferde: Titel für Kasparow
Auch bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden gab es eine spannende Aufholjagd. Nach einer herausragenden Final-Qualifikation – Sieg in der einer 9, 2 – schwächelte der Sohn des auch in der Vielseitigkeit inzwischen als bedeutsamer Vererber bekannten Hengstes Karajan im Parcours ein wenig und konnte hier nur eine 7,0 einheimsen. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein ebenfalls schwaches Springen die Titelambitionen des Hannoveraner Wallachs verhagelt, doch in diesem Jahr startete Kasparow mit seinem Reiter Calvin Böckmann durch: Mit dem Sieg im Viereck (8,6) verschaffte sich der aus der Zucht von Friedrich Thiesse (Steimbke) stammende Braune eine gute Ausgangsposition für die finale Geländepferdeprüfung der Klasse M. Und hier düpierte der athletische und bereits international erfolgreiche Wallach seine Konkurrenz geradezu und punktete mit der Tageshöchstnote von 9,3 – der einzigen Bewertung im Neuner-Bereich bei den sechsjährigen Buschpferden. Neben all dem Lob für leichtfüßiges, praktisches Galoppieren oder üppiges Springvermögen, stellten die Juroren, Bettina Hoy, Edith Schless-Störtenbecker und Thies Kaspareit, insbesondere das Selbstverständnis heraus, mit welchem Kasparow unter seinem Reiter den Kurs zelebrierte. Freude also im Hause Böckmann, deren Familienmitglieder alle zusammen als Besitzer dieses hoffnungsvollen Nachwuchs-Pferdes eingetragen sind.

Mit gemischten Bewertungen kamen der Vorjahressieger der fünfjährige Vielseitigkeitspferde, Booze Buddy FRH, und seine Reiterin Pia Leuwer aus dem abschließenden Cross, den sie als Führende nach Springen (8,4) und Dressur (8,2) angetreten hatten. Zwar brillierte der bunte Fuchs wie immer mit leichtfüßiger Galoppade und viel Qualität am Sprung, allerdings gab es den ein oder anderen Haken im Rhythmus, ein paar Hindernisse, bei denen der Hannoveraner Sohn des Balou Peggio aus einer Valentino-Mutter ein bisschen dicht kam, so dass die Rittigkeit nur mit 7,0 bewertet wurde. Das reichte nicht ganz für die Titelverteidigung. Mit Platz zwei und der Silbermedaille zeigte der sympathische Wallach aus der Zucht von Heinrich Reisinger (Gersten) und im Besitz von Wiebke Jaspers (Weener) stehend, aber dennoch über das gesamte Championat hinweg schöne Leistungen.

Stolze Reiterin, stolze Züchterin – eine strahlende Vanessa Bölting freute sich nach soliden Vorleistungen im Springen (7,8) und in der Dressur (7,1) am Ende über die Bronzemedaille für die selbstgezogene Lady Ciacomo. Die Tochter des Ciacomo (MV: Exklusiv) zeigte eine überzeugende Geländerunde wie an der Schnur gezogen und punktete hier zurecht mit bemerkenswerten 8,6. Diese dritthöchste Benotung im Cross – und auch der Ausfall von Mitfavorit Hey Lucky Stan, dessen Reiterin Sophie Leube nach einem Stopp aus dem Sattel kam, – führte zum erfolgreichen Sprung aufs Treppchen. Trotz des Pechs durfte sich Leube über den Tierschutz-Preis freuen, da sie ihr Pferd „auf alle Teilprüfungen sehr überlegt, strukturiert und mit sinnvollen Pausen vorbereitet“ und Hey Lucky Stan dabei stets einen gelassenen und zufriedenen Eindruck hinterlassen hatte.

Gerade hatte er noch den Titel bei den fünfjährigen Buschpferden gefeiert, da pilotierte Ben Leuwer mit Caracho einen weiteren von ihm vorgestellten Cascadello I-Sohn in die Platzierung. Rang vier gab es für den von Inken Gräfin von Platen-Hallermund holsteinisch gezogenen braunen Wallach (MV: Cyrkon xx), der im Springen (8,2) und im Gelände (8,4) glänzte und lediglich im Viereck (6,9) etwas hinter seinen Möglichkeiten blieb.

In die Top Five schaffte es dank einer glänzenden Geländerunde außerdem der Hannoveraner Karlo – und damit ein zweiter Karajan-Nachkomme (MV: Contendro I). Auch er hatte sich bereits im vergangenen Jahr und auch bei der Final-Qualifikation im Cross mit starker Leistung hervorgetan. Der von Johann Quast gezogene Braune, der der BG Sühling & Sohn gehört, wurde von Paolo Mario De Simone vorgestellt und brillierte mit der zweitbester Bewertung auf dem Geländeplatz: 8,8.

Ein kleines – aber feines – Starterfeld war es, das sich für das diesjährige Bundeschampionat der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde gemeldet hatte. Nur 24 Sechsjährige traten zur Finalqualifikation an – 15 von ihnen erhielten das Ticket für den finalen Dreikampf aus Dressurpferde- und Springpferdeprüfung der Klasse L und die alles entscheidende Geländepferdeprüfung der Klasse M. „Natürlich würden wir uns doppelt so viele Starter bei den Sechsjährigen wünschen“, gab Bundestrainer Peter Thomsen ehrlich zu. „Es hat sich gezeigt, dass die Pferde während des Bundeschampionats wirklich eine Menge lernen. Das sind tolle Prüfungen, auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung“, warb er für diese Veranstaltung. Allerdings seien einige der im letzten Jahr hocherfolgreichen Bundeschampionats-Teilnehmer inzwischen verkauft, zum anderen würden die hohen Ansprüche, die beim Bundeschampionat ohne Zweifel herrschen, nicht immer in den Ausbildungsverlauf der Youngster passen. „Viele der sechsjährigen Pferde gehen auch einen anderen Weg, werden über Intro- und CCI2* weiter im Sport gefördert.“ Hier hätten die Reiter Entscheidungsfreiheit, so Thomsen: „Ich freue mich natürlich, wenn ich, wie auch bei diesem Jahrgang, hochtalentierte Pferde sehe, die von den `besseren Reitern´ exzellent präsentiert werden. Hier haben sich Paare gezeigt, die ich in ein paar Jahren ganz sicher auf internationalen Championaten sehe.“ Dort brauche man harte, flinke Pferde – sprich, Pferde mit genügend Blutanteil: „Der Vollblutanteil sollte nicht unter vierzig Prozent liegen. Das darf also nicht weniger werden“, so der Bundestrainer. fn-press/Jessica Kaup

Ergebnisse Finale der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde

Fotos aus dem Finale der sechsjährigen Geländepferde von Patricia Welp

 

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